Jahrgang 2017 Nummer 3

Heilige Agnes, Jungfrau und Martyrin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Agnes, Tochter vornehmer, reicher und christlicher Eltern zu Rom, war und blieb ein reines, unschuldiges Lamm, wie ihr Name besagt. Sie wuchs rasch zur blühenden Jungfrau heran. Erst 13 Jahre alt, wurde sie vom Sohne des Stadtpräfekten zur Ehe verlangt, wies ihn aber ab, weil sie schon dem himmlischen Bräutigam Christus verlobt sei. Der Stadtpräfekt ließ sie als Christin vor seinen Richterstuhl führen und forderte sie vergebens zum Götzenopfer auf. Bedroht, in das Haus der Schande geführt zu werden, entgegnete die standhafte Jungfrau: »Ich bin Christo verlobt und diene dem allmächtigen Gott ...« Du kannst mich nach Gefallen peinigen lassen, du kannst mein Blut vergießen, du kannst mich töten; aber nie wirst du imstande sein, meinen Leib, den ich dem Herrn heiligte, entweihen zu lassen«. Die Drohung wurde vollzogen, ein Engel aber beschützte die Braut Gottes. Hierauf wurde sie in einen brennenden Scheiterhaufen geworfen, und weil sie unverletzt blieb, enthauptet den 21. Januar 304. Ihre heiligen Reliquien werden in der Kirche ihres Namens zu Rom verehrt. Die heilige Agnes hat auch den 28. Januar als Verehrungstag, weil sie an selbem ihren trauernden Eltern erschien und sie tröstete mit dem Hinweis, dass sie im Himmel die größte Seligkeit genieße.

Lehre. Die herrlichste Tugend ist die Jungfräulichkeit, zumal als Gelöbnis. Jedoch möge niemand unüberlegt durch Gelübde sich hiezu verpflichten. Hingegen sollen alle Christen die standesgemäße Keuschheit genau beobachten. Denn der heilige Augustin sagt: »Die Keuschheit führt den Menschen zur Herrlichkeit, erhebt ihn zum Himmel und vereinigt ihn mit den Engeln«.

Gebet der Kirche. Allmächtiger, ewiger Gott! der du das Schwache in der Welt erwählest, um alles Starke zu beschämen; gewähre gnädig dass, indem wir das Fest der seligen Agnes, deiner Jungfrau und Martyrin feiern, wir ihre mächtige Fürbitte bei dir erfahren mögen. Amen.


Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

3/2017