Jahrgang 2017 Nummer 50

Heilige Adelheid, Kaiserin

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Adelheid (= edel, sanft) war die Tochter des Königs Rudolph II. von Burgund und dessen Gemahlin Bertha, Tochter des Herzogs Conrad von Schwaben. Schon mit 16 Jahren wurde sie 949 mit dem Könige Lothar II. von Italien vermählt. Nach dreijähriger glücklicher Ehe starb ihr Gemahl. Herzog Berengar von Ivrea bemächtigte sich der Regierung und wollte seinen Sohn mit der Königin-Witwe vermählen. Auf ihre Weigerung hin wurde sie gefangen gesetzt und übel behandelt. Ein Mönch verhalf ihr zur Flucht. Aus der Verborgenheit wendete sich Adelheid an den deutschen Kaiser Otto I. Dieser kam ihr zu Hilfe, befreite sie und nahm sie wegen ihrer vortrefflichen Eigenschaften und Tugenden zur Gemahlin. Nach dessen Tode verwaltete Adelheid mit ihrem Sohne, Kaiser Otto II., das Reich und wirkte zum Segen aller Untertanen, von allen geliebt und verehrt besonders wegen ihrer Güte, Weisheit und Gerechtigkeit. Sie erbaute Kirchen und Klöster. Des ungeachtet musste die heilige Kaiserin eine arge Verleumdung und sogar die Verbannung ertragen. Allmählich zog sich die Heilige von der Welt zurück, lebte nur mehr für das Heil ihrer Seele und starb zu Selz bei Straßburg, wo sie ein Benediktinerkloster gegründet hatte, am 16. Dezember 999 im 68. Lebensjahre. Ihr Grab wurde durch Wunder verherrlicht.

Lehre. Die heilige Adelheid hat die Unbeständigkeit des Lebens zur Genüge erfahren, wie St. Augustin sich darüber ausspricht: »Das Leben ist trügerisch, voll Dunkelheit und voll Schlingen des Todes. Jetzt freue ich mich, und gleich weine ich in Traurigkeit. Jetzt lebe ich auf, und gleich fühle ich mich matt. Jetzt rege ich mich, und gleich darauf bin ich tot. Jetzt erscheine ich glücklich und bald darauf bin ich elend. Jetzt lache ich, und bald darauf seufze ich. So ist alles auf Erden der Art der Wandlung unterworfen, dass nichts auf ihr nur eine Stunde bleibt«. Halten wir uns fest an Gott!

Gebet. O gütiger Gott! lass deine heilige Vorsehung über uns walten und verleihe uns durch die Fürbitte deiner heiligen Dienerin Adelheid die Gnade, dass wir in allen Prüfungen und Wechselfällen des Lebens auf dich vertrauen und deines Schutzes teilhaftig werden. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

50/2017