Handwerk und Gewerbe in der ehemaligen Gemeinde Haslach
Die ältesten Niederschriften von 1810 und 1811 befinden sich im Staatsarchiv in München – Teil II



Der letzte Beruf, den das Gewerbesteuerkataster von 1810 erwähnt, ist der Wasenmeister in Stocka. 1810 zahlte die Wasenmeisterswitwe Ursula Hamberger für die Ausübung der Wasenmeisterrechte 1 fl 52 kr an Gewerbesteuer und 2 fl an den Traunsteiner Landrichter. Von 1688 bis 1865 war das Wasenmeistersgeschlecht Hamberger auf dem Hof. Nach den Hamberger folgten Josef Reiser, Johann Gilg, Josef Schiller und 1913 die Reiter als Wasenmeister und Besitzer auf dem Hof. 1954 wurde die Wasenstation aufgehoben und der Tierkörperverwertungsanstalt St. Erasmus bei Kraiburg zugewiesen.
Im Jahre 1876 errichtete Rupert Piederstorfer eine Ziegelei in Traundorf am Hashof. Wenige Jahre später wurde, vermutlich wegen Brandgefahr im Ort, ein Ziegelstadel mit Brennofen gegenüber der heutigen Bundesstraße erbaut, der 1893 nochmals vergrößert wurde. Um die Jahrhundertwende (um 1900) geriet die Ziegelei in finanzielle Schwierigkeiten. 1902 wurde das Anwesen mit Ziegelei versteigert und der Besitz kam an Engelbert Danner und Ludwig Holzner. Diese verkauften die Grundstücke vom Hashof bis auf sechs Tagwerk und stellten die Ziegelei ein. Heute sind noch vereinzelt Traundorfer Dachschindeln auffindbar.
Wie schon erwähnt, besaß 1810 der Mesnerwirt Paul Storflinger auf dem Lippengut in Haslach eine personale Brot- und Brandweingerechtigkeit. Das gleiche Recht besaß auch Anna-Maria Fellner auf dem Rechenmacherhäusl. Beide besaßen aber noch keine Konzession zum Bierausschank. Diese lässt sich erst beim Mesnerwirt Siglreitmayer 1856 nachweisen. Der Besitzer des Rechenmacherhäusls, der Maurer Josef Schweiger, erhielt sie erst im Jahre 1860. Im gleichen Jahr kam es zu einem Streit zwischen den Haslacher Wirten. Der Rechenmacherwirt Schweiger pries in einem Inserat im Traunsteiner Wochenblatt seine gute Küche und edlen Getränke an, daraufhin zweifelte der Mesnerwirt Siglreitmayer öffentlich Schweigers Konzession an. Es kam zu einem Rechtsstreit, bei dem die Bierausschanks-Konzession dem oberen Wirt Schweiger für kurze Zeit entzogen wurde. 1872 kam die obere Wirtschaft in Besitz von Georg Wolf und nannte diese »Gasthaus Wolf«. 1895 kaufte das Haus mit der Wirtschaft Josef Plank, 1899 Walburga Huber, 1901 Josef Ober, nun Besitzer der beiden Haslacher Wirtschaften und 1911 kam es in den Besitz der Familie Bogner. 1972 wurde das »Gasthaus zum Wartberg«, wie die Gaststätte in den letzten Jahrzehnten genannt wurde, aufgelöst. Die untere Wirtschaft, der damalige »Mesnerhof« bzw. das heutige »Gasthaus Alpenrose«, kam 1870 durch Heirat an Ludwig Kroneder. Nach mehreren Besitzwechsel überging das Gasthaus 1974 durch Kauf an die Eheleute Öttl. Heute ruht der Gaststättenbetrieb. Seit 1949 befindet sich im Haus eine Metzgerei bzw. Verkaufsstelle.
1876 entstand in der Wegscheid ein zweites Haus (Haus-Nr. 86). Der Besitzer Mathias Uferdinger tauschte 1878 dieses Haus gegen ein Anwesen in Hinterberg (bei Burghausen) ein, dass dem Neuwirt Joseph Gasteiger von Altenmarkt gehörte. Gasteiger zog in das Haus in der Wegscheid und betrieb hier das »Gasthaus Wegscheid«. Seit 1893 befand sich das Gasthaus in den Händen des Traunsteiner Hofbräuhauses und wurde von Pächtern bewirtschaftet. Heute ist das Gasthaus Wegscheid nicht mehr in Betrieb.
1871 entstand als Aussiedlung des Fischerhofes außerhalb von Traundorf ein landwirtschaftlicher Betrieb. 1892 richteten die Besitzer, Josef und Ursula Steiner, ein Gesuch an die Gemeinde Haslach mit der Bitte um die Verleihung einer Bierwirtschaftskonzession. Aber eine Konzession wurde verweigert, da man eine Gastwirtschaft in Traundorf für nicht notwendig hielt. Daraufhin wurde das Anwesen an Julius und Maria Welkamer verkauft, die noch im gleichen Jahr ebenfalls um eine Wirtschaftskonzession baten. Der Antrag wurde diesmal genehmigt. Das »Gasthaus Welkamer« wurde eröffnet. Bis 1928 führten Julius und Maria Welkamer den landwirtschaftlichen Betrieb und die Gaststätte und von 1928 bis zur Auflösung 1956 ihre Tochter Balbina Welkamer.
1894 entstand in der Wegscheid eine Brauerei und wenige Jahre später eine Gaststätte, der »Aubräukeller«. Für das Gewerbeaufkommen der Gemeinde Haslach war diese Brauerei von großer Bedeutung, denn die Gemeinde führte nun einen Malzaufschlag für das in Haslach gebraute Bier ein. Der zur Brauerei gehörige Keller nannte sich »Weidenschlagerkeller«, nach dem damaligen Braumeister Weidenschlager. 1909 schlossen sich einige Bürger von Haslach und Umgebung zusammen und erwarben die Aubrauerei auf Genossenschaftsbasis. Das Bier der Aubrauerei wurde bis zur Auflösung 1922 in Traunstein-Au gesotten und dann mit dem Ochsenfuhrwerk zum Aubräukeller, bzw. Weidenschlagerkeller gefahren, wo die Gärung, Lagerung und Abfüllung durchgeführt wurde. Braumeister der Genossenschaftsbrauerei war ab 1910 Mathias Gottfried von Wegscheid. Nach der Auflösung der Brauerei 1922 verpachtete man den Aubräukeller auf vier Jahre als Lagerkeller an die Höllbrauerei Traunstein. Von 1926 bis 1952 diente das Gebäude der Brauerei Schnitzlbaumer als Depot. 1952 schlossen sich die Mitglieder der Aubräugenossenschaft mit der Brauerei Grandauer, Grafing zusammen. Heute steht auf dem ehemaligen Brauereigebäude eine umfangreiche Wohnlage.
1931 errichtete der damalige Besitzer des Sägewerks in Seiboldsdorf, Hans Metzger, ein Tagescafe. Auch Metzger's Nachfolger, die Familie Steber, betrieben das Cafe bis zum Jahre 1953. Es diente vor allem den vielen Wanderern in den Traunauen zur Einkehr.
Was gab es um 1900 noch für Handwerke und Gewerbe in der ehemaligen Gemeinde Haslach? Den Bauunternehmer Mathias Brandmaier, der viele Häuser in Haslach und Umgebung baute. In der Wegscheid den Viktualienhändler Eduard Miesenbeck, den Molkereibesitzer Peter Müller (ab 1907 Molkerei Weixler), den Holzhändler Thomas Emsländer, um 1890 die Pechsiederei Aschenbrenner und den Darmhändler Huber. In Wimpasing hatte Hans Huber, genannt »Schmarn Hans«, ein Fotografenatelier. Von ihm sind noch viele wertvolle alte Fotos erhalten.
Um die Jahrhundertwende des 20. Jahrhunderts erfasste die Industrialisierung auch die Landwirtschaft. Dampfdreschmaschinen zogen im Herbst und Winter von Hof zu Hof. Im Gemeindegebiet Haslach gab es zwei Dampfdreschereien, die des Simon Hauser von Tinnerting, bzw. Haslach und die des Josef Zollner von Einham. Später entstand noch die Dampfdrescherei Schillinger von Irlach.
In den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstand die Holzhandlung Furtmayer mit einem Lagerplatz und das Sägewerk Schuhböck in der Wegscheid, das sich nach dem zweiten Weltkrieg zu einem Bauunternehmen entwickelte. Im Zuge der fortschreitenden Motorisierung entstanden im Gemeindegebiet Kraftfahrzeugwerkstätten und Tankstellen (Leitl, Tradler, Werlin, Schuhböck, Schwarz, Köberich) und zwei Fuhrunternehmen (Blaim und Gastager).
Wegen des starken Ansteigens der Bautätigkeit nach dem zweiten Weltkrieg gründete der Maurermeister Josef Cetina ein Bauunternehmen in Haslach, das ab 1967 von Hermann Leitner weitergeführt wurde.
Karl Rosenegger
36/2014