Jahrgang 2014 Nummer 52

Glücksbringer – und was sie bedeuten

Was hinter den alten Symbolen steckt weiß heute kaum jemand

Zum Neujahrstag gehören sie einfach dazu: Glücksbringer. Ob Schweinchen aus Marzipan, ein Glückspfennig – Pardon: Cent – ein Töpfchen mit vierblättrigem Klee, ein kleiner Schornsteinfeger aus Pfeifenputzerdraht oder ein süß gefülltes Hufeisen – sie alle signalisieren dem, der sie geschenkt bekommt: Ich wünsch dir viel Glück in diesem neuen Jahr. Was aber hinter diesen alten Symbolen steckt und warum gerade sie zu Glücksbringern wurden, weiß kaum jemand.

Das Schwein: Schweine galten schon früher als Zeichen des Wohlstands. Wer Schweine besaß, der hatte stets genug zu essen. In vielen Völkern galten Schweine als heilig, sie wurden als kostbare Opfergabe den alten Germanen mit in die Gräber gelegt. »Schwein gehabt« heißt daher heute noch: Glück gehabt.

Der Marienkäfer: Der Marienkäfer hat seinen Namen von der Gottesmutter Maria und gilt als ihr Himmelsbote. Er beschützt die Kinder und heilt die Kranken, wenn er ihnen zufliegt. Man darf ihn niemals abschütteln oder gar töten, denn das bringt Unglück.

Der Schornsteinfeger: Am Herdfeuer unserer Vorfahren spielte sich das ganze Leben ab. Hier wurde gekocht, gebraten, die ganze Familie wärmte sich daran. Das Feuer durfte niemals ausgehen, in der Steinzeit entbrannten regelrechte Stammeskämpfe um die kostbare Flamme: Wer Feuer hatte, dem ging es gut. Die wertvolle Glut musste daher stets bewacht, erneut angefacht, ausgeräumt, gekehrt werden. Traditionell gelten die Schornsteinfeger als Glücksbringer, weil sie immer als erste am Neujahrsmorgen durch die Straßen gingen und zum neuen Jahr gratulierten.

Das Hufeisen: Das Hufeisen als Glückssymbol geht auf den alten germanischen Gott Wodan zurück. Dieser ritt mit seinem Himmelsross einst durch die Wolken, wobei das Tier ein Hufeisen verlor. Die Legende besagt, dass der, der es fand, ein glücklicher Mann wurde. Er nagelte das Eisen über seine Haustür, und schon wussten alle Dämonen Bescheid: Der Höchste hatte hier seine Spur hinterlassen, jegliches Gesindel meide diese Schwelle. Übrigens: Ein Hufeisen über der Haustür aufgehängt, schützt angeblich noch heute das Haus und seine Bewohner. Ganz wichtig: Mit der Öffnung nach oben aufhängen, damit das Glück nicht hinausfällt!

Das Kleeblatt: Für das Kleeblatt als Glücksbringer gibt es verschiedene Erklärungen: Hierzulande ist Wodan für die Bedeutung des Kleeblatts verantwortlich: Seine Pferde wollten weiden, auch auf irdisch grünen Wiesen. Gelegentlich fiel aus ihren Mäulern ein vierblättriges Kleeblatt. Eine Rarität, denn Klee wuchs im kargen Germanien eher selten. Wer es entdeckte, trug es heim und war mit diesem Talisman vor allem Übel gefeit. Eine andere Erklärung geht davon aus, dass das Kleeblatt das Kreuz Christi symbolisiert und Wohlbefinden bringt.

Der Fliegenpilz: Warum ausgerechnet der giftige Fliegenpilz zu einem Glücksbringer wurde, ist kaum erklärlich. Wahrscheinlich trug seine leuchtend rote Farbe mit den weißen Punkten dazu bei.

Der Pfennig: Schon die alten Götter legten den Jahresbeginn auf den 1. Januar – zu Ehren des Gottes Janus, der zwei Gesichter besaß: Eins, das sich dem Vergangenen hinwandte und eines, das in die Zukunft schaut. Um die Götter milde zu stimmen, opferten sie stets ein paar Münzen zum Jahreswechsel. Auch untereinander bedachten sich die Römer zur Jahreswende mit kleinen Münzen, während sie für das Wohlergehen des Staates beteten – sie wurden zum Vorläufer des Glückspfennigs, dem mittlerweile der Eurocent als kleinste Münze den Rang abgelaufen hat.

 

52/2014