Erster Adventskranz 1839 in Hamburg
Vor 100 Jahren war er noch kaum bekannt
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt,
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.
Wenn dieser Vers wörtlich genommen wird, dann steht bei uns das Christkind schon am ersten Advent vor der Tür, denn spätestens an diesem Tag leuchten die stromgesteuerten Kerzen der Adventskränze und die vielen ekektrischen Lichter der Christbäume in den Straßen und Kaufhäusern und vermitteln uns den »perfekten Weihnachtsglanz«. So nehmen die dunklen Tage der Vorweihnachtszeit, die eigentlich der Besinnung und Einkehr dienen sollten, durch die moderne Beleuchtungstechnik und unser Verhalten einen unpassenden, unruhigen Verlauf. Daheim kann man dem natürlich entgehen, wenn man das elektrische Licht ausschaltet und eine Kerze am Adventskranz anzündet. Und wenn man sich an den Brauch hält, dann wird es mit jeder weiteren angezündeten Kerze an den drei folgenden Adventsonntagen immer heller.
Dass die Menschen im Zeitalter der Öllampen vor allem im Winter davon sehr beeindruckt waren, steht außer Zweifel. Ein solches außergewöhnliches »Lichterlebnis« vermittelte der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881) den von ihm betreuten sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen, die aus den Hamburger Elendsvierteln stammten. Er ließ in seinem »Rettungshaus«, dem »Rauhen Haus« in Hamburg, das er gegründet und geleitet hatte, 1839 erstmals einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen im Betsaal aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage, vier dicke weiße für die Sonntage. Jeden Tag wurde dann eine Kerze angezündet, »so dass zuletzt alle 23 Kerzen wie ein Strahlenkranz das Lob des Herrn umleuchteten«. Einige Jahre später wurde der Betsaal mit frischen Tannen geschmückt.
Dann verzierten die jungen Leute ihren wagenradgroßen Leuchter mit grünen Zweigen, woraus sich schließlich ein überdimensionaler Kranz entwickelte. Weihnachten wurde dann ein »18 Fuß« hoher und reich geschmückter Christbaum aufgestellt – Symbol des durch die Geburt Christi in die Welt gekommenen neuen Lebens.
Auch wenn in diesem Zusammenhang gern andere Lichtkränze oder – räder erwähnt werden, so sind sich Historiker und Volkskundler doch einig, dass der Adventskranz in der heutigen Form und Anordnung auf Johann Friedrich Wichern zurückgeht und er als sein Erfinder anzusehen ist.
Durch Wicherns unermüdlichen Einsatz wurde das »Rauhe Haus« im Laufe der Zeit Keimzelle einer umfassenden Diakoniearbeit in ganz Deutschland, deren Einrichtungen bis auf den heutigen Tag existieren und Bedürftigen Hilfe leisten. So kann Wichern also auch als Begründer der »Inneren Mission« der Evangelischen Kirche in Deutschland gelten.
Im »Rauhen Haus« ist der Adventskranz bis heute traditionell mit 23 Kerzen bestückt. In der kleineren, weniger aufwendigen Form mit den vier Kerzen breitete sich der Adventskranz unter dem Einfluss der Jugendbewegung und des Kunstgewerbes nach dem Ersten Weltkrieg zunächst in Berlin und in Norddeutschland aus. In den dreißiger Jahren war er dann auch in den anderen Landesteilen üblich. Dass die Verbreitung relativ langsam voran kam, hatte auch damit zu tun, dass ihn viele Kirchen als »heidnisches Zeug« abgelehnt hatten. Schließlich galt die Tanne als dämonabwehrend. Licht und Tanne hatten sich aber auch beim Weihnachtsbaum bereits als Hoffnungsträger und als christliches Symbol für neu aufblühendes Leben durchgesetzt, so dass es eine Frage der Zeit war, bis auch der Adventskranz allgemeine Anerkennung fand.
Inzwischen ist er aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken, vor allem im häuslich-familiären Bereich, wo er eine stimmungsvolle Atmosphäre schaffen und dazu beitragen kann, Glaubensinhalte zu erleben, Erinnerungen wachzurufen und menschliche Bindungen zu vertiefen.
HF
48/2003
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür.
Wenn dieser Vers wörtlich genommen wird, dann steht bei uns das Christkind schon am ersten Advent vor der Tür, denn spätestens an diesem Tag leuchten die stromgesteuerten Kerzen der Adventskränze und die vielen ekektrischen Lichter der Christbäume in den Straßen und Kaufhäusern und vermitteln uns den »perfekten Weihnachtsglanz«. So nehmen die dunklen Tage der Vorweihnachtszeit, die eigentlich der Besinnung und Einkehr dienen sollten, durch die moderne Beleuchtungstechnik und unser Verhalten einen unpassenden, unruhigen Verlauf. Daheim kann man dem natürlich entgehen, wenn man das elektrische Licht ausschaltet und eine Kerze am Adventskranz anzündet. Und wenn man sich an den Brauch hält, dann wird es mit jeder weiteren angezündeten Kerze an den drei folgenden Adventsonntagen immer heller.
Dass die Menschen im Zeitalter der Öllampen vor allem im Winter davon sehr beeindruckt waren, steht außer Zweifel. Ein solches außergewöhnliches »Lichterlebnis« vermittelte der evangelische Theologe Johann Hinrich Wichern (1808-1881) den von ihm betreuten sozial gefährdeten Kindern und Jugendlichen, die aus den Hamburger Elendsvierteln stammten. Er ließ in seinem »Rettungshaus«, dem »Rauhen Haus« in Hamburg, das er gegründet und geleitet hatte, 1839 erstmals einen hölzernen Leuchter mit 23 Kerzen im Betsaal aufhängen – 19 kleine rote für die Werktage, vier dicke weiße für die Sonntage. Jeden Tag wurde dann eine Kerze angezündet, »so dass zuletzt alle 23 Kerzen wie ein Strahlenkranz das Lob des Herrn umleuchteten«. Einige Jahre später wurde der Betsaal mit frischen Tannen geschmückt.
Dann verzierten die jungen Leute ihren wagenradgroßen Leuchter mit grünen Zweigen, woraus sich schließlich ein überdimensionaler Kranz entwickelte. Weihnachten wurde dann ein »18 Fuß« hoher und reich geschmückter Christbaum aufgestellt – Symbol des durch die Geburt Christi in die Welt gekommenen neuen Lebens.
Auch wenn in diesem Zusammenhang gern andere Lichtkränze oder – räder erwähnt werden, so sind sich Historiker und Volkskundler doch einig, dass der Adventskranz in der heutigen Form und Anordnung auf Johann Friedrich Wichern zurückgeht und er als sein Erfinder anzusehen ist.
Durch Wicherns unermüdlichen Einsatz wurde das »Rauhe Haus« im Laufe der Zeit Keimzelle einer umfassenden Diakoniearbeit in ganz Deutschland, deren Einrichtungen bis auf den heutigen Tag existieren und Bedürftigen Hilfe leisten. So kann Wichern also auch als Begründer der »Inneren Mission« der Evangelischen Kirche in Deutschland gelten.
Im »Rauhen Haus« ist der Adventskranz bis heute traditionell mit 23 Kerzen bestückt. In der kleineren, weniger aufwendigen Form mit den vier Kerzen breitete sich der Adventskranz unter dem Einfluss der Jugendbewegung und des Kunstgewerbes nach dem Ersten Weltkrieg zunächst in Berlin und in Norddeutschland aus. In den dreißiger Jahren war er dann auch in den anderen Landesteilen üblich. Dass die Verbreitung relativ langsam voran kam, hatte auch damit zu tun, dass ihn viele Kirchen als »heidnisches Zeug« abgelehnt hatten. Schließlich galt die Tanne als dämonabwehrend. Licht und Tanne hatten sich aber auch beim Weihnachtsbaum bereits als Hoffnungsträger und als christliches Symbol für neu aufblühendes Leben durchgesetzt, so dass es eine Frage der Zeit war, bis auch der Adventskranz allgemeine Anerkennung fand.
Inzwischen ist er aus der Vorweihnachtszeit nicht mehr wegzudenken, vor allem im häuslich-familiären Bereich, wo er eine stimmungsvolle Atmosphäre schaffen und dazu beitragen kann, Glaubensinhalte zu erleben, Erinnerungen wachzurufen und menschliche Bindungen zu vertiefen.
HF
48/2003