Die Taube aus der Kartonhülse wünschte Glück
Von Hufeisen, Fischschuppen und anderen Glücksbringern – Harmloser Aberglaube an Silvester und Neujahr
Sehr alt ist der Wunsch des Menschen, das Schicksal im vor ihm liegenden Jahr durch besondere Sitten zu beeinflussen und die Götter gnädig zu stimmen. Waren es früher die Opfergaben, die den Göttern zu Ehren gereicht wurden, nimmt man heute alle möglichen (und unmöglichen) Glücksbringer.
Um 1800 herum entstanden in Wien und Berlin die ersten Glückwunschkarten in Form von mechanischen »Visite-Billets«. Schob man die Kartonhülse hoch, so erschien eine kleine Taube, die Glückwünsche zu Neujahr überbrachte, mit der Hoffnung, Unheil vom Empfänger abzuwenden.
Genau das sollen auch andere Glücksbringer vermögen. Wo immer ein Kaminfeger auftaucht, versucht man ein wenig Ruß von seiner Kleidung zu erhaschen – ein Brauch, der auf Opferfeuer zurückgeht, bei denen die Asche vor allerlei Krankheit und Unbill schützen sollte.
Hufeisen sind fast nur auf dem Lande zu finden, ihre geheimnisvolle, angeblich glückbringende Kraft haben sie aber auch in der Stadt noch nicht verloren. Ein Hufeisen über dem Türeingang soll nach altem Aberglauben das Haus vor Blitzschlag und Feuer bewahren. Nicht selten sieht man Hufeisen an Autos und anderen Fahrzeugen; die Fahrer wünschen sich von ihnen unfallfreie Fahrt.
An Silvesterparties, zu Hause oder auswärts, darf keinesfalls auch ein Glücksschweinchen fehlen, sei es aus Marzipan, Kunststoff oder Porzellan. Mit geschlachteten Schweinen brachte man früher auf Opferaltären den Göttern die wertvollsten Gaben und erhoffte sich dafür Glück und Reichtum.
Wer einen Schuppen des Silvesterkarpfens in seinen Geldbeutel legt, so behauptet eine alte Sitte, wird nie unter Geldmangel leiden. Sicher ist das darauf zurückzuführen, dass die silbrig glänzenden Fischschuppen mit kleinen Münzen Ähnlichkeit besitzen. Leider – so darf man nach Jahrzehnte langen Erfahrungen und Versuchen sagen, – funktioniert die Schuppengeschichte, wenn überhaupt, nur in ganz, ganz wenigen Fällen.
Und auch der Brauch, zum Jahreswechsel einen Karpfen zu verzehren, hat seine tiefere Bedeutung: damit sollte ursprünglich Venus, die Göttin der Liebe, gnädig gestimmt werden. Der schmackhafte Fisch war der Schaumgeborenen heilig.
Auch Bleigießen ist offensichtlich ein uralter Volksbrauch: dieses gab es schon im Altertum. Gefäße und Plastiken, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden, weisen eindeutig darauf hin. Natürlich gibt es eine Fülle von möglichen Ausdeutungen für den jeweiligen Bleigießer bzw. die Bleigießerin, die sich selbst einen Reim aus ihrem »Werk« machen oder denen die teilnehmenden Gäste auf den Kopf zusagen, was er oder sie sich für das kommende Jahr eingebrockt und zu erwarten hat. Auf den Tischen steht zu Neujahr noch ein anderer Glücksbringer: der Topf mit dem vierblättrigen Klee. Ein solches Pflänzchen auf der Wiese zu finden, galt einmal als Glücksfall. Um der Sache die Spannung zu nehmen, wird dieser vierblättrige Klee heute in Mengen gezüchtet.
Der laute Trubel und das Lärmen in der Silvesternacht schließlich gehen darauf zurück, die »bösen« Geister des alten Jahres zu verscheuchen und die »guten« Geister des neuen Jahres gebührend zu begrüßen und willkommen zu heißen.
Anja Keller
52/2007
Um 1800 herum entstanden in Wien und Berlin die ersten Glückwunschkarten in Form von mechanischen »Visite-Billets«. Schob man die Kartonhülse hoch, so erschien eine kleine Taube, die Glückwünsche zu Neujahr überbrachte, mit der Hoffnung, Unheil vom Empfänger abzuwenden.
Genau das sollen auch andere Glücksbringer vermögen. Wo immer ein Kaminfeger auftaucht, versucht man ein wenig Ruß von seiner Kleidung zu erhaschen – ein Brauch, der auf Opferfeuer zurückgeht, bei denen die Asche vor allerlei Krankheit und Unbill schützen sollte.
Hufeisen sind fast nur auf dem Lande zu finden, ihre geheimnisvolle, angeblich glückbringende Kraft haben sie aber auch in der Stadt noch nicht verloren. Ein Hufeisen über dem Türeingang soll nach altem Aberglauben das Haus vor Blitzschlag und Feuer bewahren. Nicht selten sieht man Hufeisen an Autos und anderen Fahrzeugen; die Fahrer wünschen sich von ihnen unfallfreie Fahrt.
An Silvesterparties, zu Hause oder auswärts, darf keinesfalls auch ein Glücksschweinchen fehlen, sei es aus Marzipan, Kunststoff oder Porzellan. Mit geschlachteten Schweinen brachte man früher auf Opferaltären den Göttern die wertvollsten Gaben und erhoffte sich dafür Glück und Reichtum.
Wer einen Schuppen des Silvesterkarpfens in seinen Geldbeutel legt, so behauptet eine alte Sitte, wird nie unter Geldmangel leiden. Sicher ist das darauf zurückzuführen, dass die silbrig glänzenden Fischschuppen mit kleinen Münzen Ähnlichkeit besitzen. Leider – so darf man nach Jahrzehnte langen Erfahrungen und Versuchen sagen, – funktioniert die Schuppengeschichte, wenn überhaupt, nur in ganz, ganz wenigen Fällen.
Und auch der Brauch, zum Jahreswechsel einen Karpfen zu verzehren, hat seine tiefere Bedeutung: damit sollte ursprünglich Venus, die Göttin der Liebe, gnädig gestimmt werden. Der schmackhafte Fisch war der Schaumgeborenen heilig.
Auch Bleigießen ist offensichtlich ein uralter Volksbrauch: dieses gab es schon im Altertum. Gefäße und Plastiken, die bei Ausgrabungen entdeckt wurden, weisen eindeutig darauf hin. Natürlich gibt es eine Fülle von möglichen Ausdeutungen für den jeweiligen Bleigießer bzw. die Bleigießerin, die sich selbst einen Reim aus ihrem »Werk« machen oder denen die teilnehmenden Gäste auf den Kopf zusagen, was er oder sie sich für das kommende Jahr eingebrockt und zu erwarten hat. Auf den Tischen steht zu Neujahr noch ein anderer Glücksbringer: der Topf mit dem vierblättrigen Klee. Ein solches Pflänzchen auf der Wiese zu finden, galt einmal als Glücksfall. Um der Sache die Spannung zu nehmen, wird dieser vierblättrige Klee heute in Mengen gezüchtet.
Der laute Trubel und das Lärmen in der Silvesternacht schließlich gehen darauf zurück, die »bösen« Geister des alten Jahres zu verscheuchen und die »guten« Geister des neuen Jahres gebührend zu begrüßen und willkommen zu heißen.
Anja Keller
52/2007