Jahrgang 2014 Nummer 42

Die Mittermühle und das frühzeitliche Hammerwerk

Sie wurden durch einen künstlich angelegten Mühlbach betrieben – Teil I

Bleistiftskizze vom Teisendorfer Kunstmaler Josef Hitzinger um 1855 von der ehemaligen Mittermühle und dem frühzeitigen Eisenwerk »Hammer« zwischen Achthal und Oberteisendorf.
Katasterplan von 1819 – Hammer (Mittermühle) sowie die Gemachmühle
Das Monogramm über einer Tür im Obergeschoß weist auf einen Umbau durch Johann-Michael Hopfner im Jahre 1753 hin

Die erste urkundliche Erwähnung der auf einer Anhöhe bei Oberteisendorf befindlichen Burg Raschenberg, in welcher das gleichnamige Salzburger Pflegegericht seinen Sitz hatte, stammt im Zusammenhang mit den Grafen von Plain aus dem Jahre 1275. Diese Erwähnung dürfte(1) mit dem 2. Ehrhartinger Vertrag vom selben Jahr in Verbindung gebracht werden, als die endgültige Grenzziehung zwischen Salzburg und Bayern über den Schwarzen- und Kressenberg, Bernbichl und Surberg erfolgte. Auslöser dieser Grenzberichtigung war die Aufteilung der Eisenlagerstätte am Fuße des Teisenbergs zwischen Bayern und Salzburg.

Das heutige Achthal war bis ins 16. Jahrhundert noch nicht besiedelt sondern noch vollkommen bewaldet. Der Katasterplan von 1819 zeigt, dass es zu dieser Zeit (außer von ersten Werksanlagen) noch keine Wohnbebauungen gab, außer dem damals noch bestehenden Oberachthal.(2)

Unsere Vorfahren müssen einst schon einen besonderen Weitblick besessen haben, als diese bereits anfangs des 15. Jahrhunderts einen gemeinsamen Mühlbach aus der damals noch unverbauten und zerfurchten Ache gezielt abgeleitet haben. Der künstlich angelegte Mühlbach mit seinen Wehren und Mönchen (Überläufe), der heute noch zum Teil sichtbar ist, hatte eine Länge von über einem Kilometer und war gekonnt in die Landschaft eingebettet, dessen Verlauf im ersten Katasterplan, wie oben erwähnt, noch genau fixiert ist. Mit diesem angelegten Gewässer aus dem Wildbach (Ache) zwang man damals drei Mühlen, ein Hammerwerk für die Eisenherstellung und ein Sägewerk mit der erforderlichen Antriebskraft zu versorgen.

Sozusagen als Vorläuferwerk von Achthal befand sich zur frühzeitlichen Eisenverhüttung etwa 700 Meter flussabwärts an der Ache die Mittermühle (Schleifmühle) verbunden mit einem überlieferten Floßofen, Rennfeuer und einem Streckhammer.

Bereits 1433 fand die Verleihung des Eisenerzes am Schwarzenberg samt dem Eisenhammer hinter Raschenberg am St. Veitstag durch den Erzbischof Johannes II. von Reischach von Salzburg aus statt. Damit belehnte er nach dem Verzicht vom Hammerschmied Friedrich Spieß am 19. Februar 1432 den Hammerschmied Kunz aus Miesenbach bei Rupolding.(3)

Erstmals erwähnt ist die Mittermühle samt Hammer hinter dem Schloss Raschenberg im Jahre 1380 als freies Eigentum des Zächerlein von Schädling bei Teisendorf.

1408 kaufte Martin von Haunsberg die Mühl zu Gemach und die Mittermühle (heute Hammer) auf.(4) Als Betreiber (ob Eigentümer?) der Mitterund der Gemachmühle treten Christian Pösl (1430 - 1450), ihm folgt Wolftrigl Pösl (1463) und dann Oswald Herberger (1480) im Tal der Oberteisendorfer Ache auf.

Dompropst Sigmund von Volkersdorf erwarb um 1440 als neuer Eigentümer die Mittermühle in ex novo (neu eingesetzt) sowie die Gemachmühle. Die Mittermühle samt dem Hammer, welche eine Einheit war, wurden neu belehnt und folglich mit einer jährlichen Abgabe von 1 Pfund Pfennige vom Domkapitel belastet. Sigmund von Volkersdorf wurde als 49. Nachfolger des heiligen Rupert zum Erzbischof von Salzburg (1452-1461) gewählt.

In den Aktenüberlieferungen des Pflegegerichtes Raschenberg von 1598 befindet sich eine Beschwerde sämtlicher Müller vom ganzen Pflegegericht gegen Andreas Lindner, Besitzer eines Wasserhammers zu Hammer, wegen dem Betrieb einer gewerblichen Mühle.

Das Hammerwerk bezog überwiegend seine erforderlichen Hölzer und vor allem die Holzkohle aus den Wäldern des Domkapitels auf der Nordseite des Teisenbergs. Der gesamte Schwarzenberger Forstbezirk war früher Bestand des domkapitlischen Verwaltungsamt Freidling, wozu auch diverse Anwesen gehörten. Das Hammerwerk betrieb dazu eine eigene Kohlstatt am sogenannten Fuchssteiggraben am Fuße des Teisenbergs innerhalb des Schwarzenberger Forstbezirks. Der älteren Generation in unserer engeren Heimat wird noch die Hammerstube, die in den Jahren um 1960 abgebrochen wurde und zuletzt als Holzknechtstube gedient hat, in Erinnerung sein. Bei einem handfesten Streit im Jahre 1687 drohte der Inhaber des Hammerwerks hinter dem Schloss Raschenberg, Franz Huber, dem domkapitlischen Verwalter in Seehaus bei Ringham in Gegenwart des Syndikus (Domurbarrichter/Rentmeister) mit Handgreiflichkeiten und beleidigenden Äußerungen: »Ehe er dem Verwalter von Seehaus untertänig sein werde, wolle er sein domkapitlisches Gut in die Luft sprengen.«(5)

Das gegenseitige Verhältnis zwischen den landesherrlichen Pflegegerichten und den domkapitlischen Verwaltungen war oftmals nicht das Beste. Immerhin stand das Domkapitel als Grundherr an zweiter Stelle nach dem Landesherrn (Erzbischof) im Erzstift Salzburg.

Im Jahre 1775 ging das Eigentum von Hammer samt Rennöfen und Streckhammer, auch die Huf, Sensen mit Nagelschmiede, gemeinsam mit der Gemachmühle und dem dazugehörigen Mitterangerl, welche sich in der Grundherrschaft des Domkapitels befanden an Franz X. Hopfner und seiner Frau Apolonia Meicklböckin über. Der Gutswert betrug damals 7500 fl (Gulden). Der Viehstand bestand aus 4 Pferden und 10 Rindern. Mit der zunehmenden Entwicklung und durch das an Bedeutung gewinnende Hüttenwerk in Achthal verliert die Eisengewinnung in Hammer allmählich seine Existenz, worauf letztlich nur mehr eine Hemmerschmiede überblieb. Der Name »Mittermühle« verschwand mit der Zeit, sodass als Ortsname nur mehr »Hammer« übrig blieb.(6) Unter dem Namen das »Höpfnersche Hammeranwesen« wurde die Eisengewinnung samt der Mittermühle im Jahre 1844 stillgelegt, übrig blieb nur mehr eine Schmiede.(7)

Im Erdgeschoß des schlossähnlichen Wohntrakts befindet sich gegenwärtig noch ein aus Gips gefertigtes Familienwappen von Johann Michael Hopfner aus dem Jahre 1744. Der genaue Zeitpunkt der Trennung zwischen Hammer und der Gemachmühle ist nicht belegt. Es darf aber zurecht angenommen werden, dass Franz X. Hopfner und seine Frau Apolonia kurz nach dem Kauf der beiden Güter im Jahre 1775, sich durch den Verkauf von der Gemachmühle trennten.

Wie aus dem Hironymuskataster von Raschenberg zu entnehmen ist, tritt auf der »Mühl und Gut zu Gehemach« unter der Grundherrschaft der Graf Lodronischen Primogenitur (Recht des Ersten) als neuer Besitzer (1776) ein Georg Gehmacher und seine Frau Therese Allerbergerin(8) auf. Der Gutswert vom Gemachanwesen mit Mühle wurde mit 1500 fl veranschlagt, der Viehbestand war mit einem Pferd, fünf Rinder und einem Kleinvieh beziffert.

Die Grundherrschaft des Domkapitels ging nach harten Verhandlungen vor allem in der Regierungszeit der Erzbischöfe Sigmund Graf von Schrattenbach und Hieronymus Graf Colloredo, die meist auf dem Rücken der Untertanen ausgetragen wurden, dem Ende entgegen. Mit der Auflassung des Erzstifts Salzburg, nach dem Ende der Napoleonischen Kriege im Jahre 1803, verloren unter anderen auch das Domkapitel und die Pflegegerichte ihre Grundherrschaften.

Sepp Winkler


Anmerkungen:
1: Dr. Johann Ostermann Dissertation 1982/Seite 62
2: Das erste Achthal (Oberachthal) befand sich südwestlich in einer Entfernung von ca. 600 Meter oberhalb vom heutigen Ort Achthal und bestand nur aus drei Höfen, von denen nichts mehr zu sehen ist. Das heutige Achthal entstand erst nach der Gründung der Eisengewerkschaft.
3: Helga Reindl-Schedl, Historischer Atlas von Bayern, Seite 492
4: Bay HStA. HU Salzburg 374 und SLA. Lehensbuch 1. fol 156
5: Dr. Rosmarie Knapp, Dissertation – Das Schloss Seehaus 2005
6: Güterstatistik des Historischen Atlas von Laufen, Seite 650, die auf das Steuerbuch von 1779 zurückgeht.
7: SLA, Hironymuskataster Raschenberg Konzeptband fol 96, Nr. 665
8: SLA, Hironymuskataster Raschenberg Konzeptband fol 96, Nr. 666


Teil II in den Chiemgau-Blättern Nr. 43/2014

 

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