Die hl. Jungfrauen und Martyrinnen Alodia und Nunilo
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Alodia und Nunilo waren zwei vornehme Schwestern zu Barbita in Spanien. Nach dem Tode des muhammedanischen Vaters heiratete die Mutter, eine Christin, wieder einen Heiden. Dadurch wurde den beiden Töchtern das Bekenntnis des christlichen Glaubens erschwert. Sie verließen das elterliche Haus und lebten nun bei einer Base als gottverlobte Jungfrauen in Zurückgezogenheit. Damals herrschte zu Cordova der Maurenkönig Abderamman II., welcher die Christen verfolgte. Alodia und Nunilo konnten nicht verborgen bleiben. Weil edlen Stammes, wurden sie zuerst vor den Statthalter geführt. Nachdem die gewöhnlichen Mittel: Schmeicheleien, Versprechungen und Drohungen keinen Erfolg hatten, wurden die beiden Schwestern gottlosen Frauen übergeben, durch welche sie vom Glauben abwendig gemacht werden sollten. Jeder Verkehr mit Christen war ihnen abgeschnitten; sie wurden hierauf voneinander getrennt, blieben aber immer standhaft. Deshalb wurde zuerst die ältere, Nunilo, und dann Alodia enthauptet den 22. Oktober 851. Gott verherrlichte sie durch Wunder. Die Königin Oneca von Aragonien ließ im Jahre 880 nach ihren heiligen Reliquien forschen; es gelang, dieselben in einem Brunnen zu entdecken und aus demselben herauszubringen, worauf sie ehrerbietig beigesetzt und verehrt wurden.
Lehre. Die Liebe zu Gott begeisterte die beiden heiligen Schwestern. Über diese Liebe schreibt der heilige Augustin: »Sowie die unlautere Liebe die Seele entflammt, zur Sehnsucht nach dem Irdischen anregt, dem Vergänglichen zu folgen auffordert und in den tiefsten Abgrund stürzt: so erhebt die heilige Liebe zu dem Höheren, entflammt für das Ewige und für das jenige, was nicht vergeht und nie stirbt, weckt die Seele auf und erhebt sie von der Tiefe der Hölle zum Himmel. – Der dich ganz losgekauft hat, fordert dich ganz!«
Gebet. Entzünde, o Herr! durch die Fürbitte deiner heiligen Jungfrauen und Martyrinnen Alodia und Nunilo unsere Herzen mit deiner Liebe, damit wir alle sündhafte Liebe zu unterdrücken vermögen, der du so vielen Taufenden heiligen Martyrer die Gnade und Kraft gegeben hast, aus Liebe zu dir alle Peinen und den Tod zu überwinden. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
42/2022