Jahrgang 2017 Nummer 27

Die heiligen Martyrer Kilian, Colonat und Totnan

Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Kilian (= Chilian = kirchlich gesinnt) war von vornehmer Abkunft in Schottland, geboren um das Jahr 644. Er trat in ein Kloster. Mit zwei Gefährten – St. Colonat (Coloman) und Totnan (Toman) – kam er 685 nach Franken. In Würzburg wurde Kilian vom Herzoge Gosbert freundlich aufgenommen. Um seine apostolische Tätigkeit mit größerem Segen beginnen zu können, reiste er nach Rom und wurde vom Papste Konon zum Bischof geweiht. Nach der Rückkehr begann er die Verkündigung des Evangeliums im Frankenlande mit herrlichem Erfolge. Auch der Herzog Gosbert ließ sich taufen. Weil er jedoch die Frau des verstorbenen Bruders zur Ehe hatte, so verlangte Kilian, dass er sich nun nach den Vorschriften des Evangeliums von ihr trennen müsse. Der Herzog entschloss sich hiezu. Während seiner Abwesenheit aber schickte das böse Weib, Geilana, zwei Meuchelmörder, welche den heiligen Bischof, sowie den heiligen Priester Colonat und den heiligen Diakon Totnan enthaupteten und in Stücke zerhieben den 8. Juli 689. Diese begruben die Leichname mit Kreuz, Evangelienbuch und anderen kirchlichen Gerätschaften an derselben Stelle derart, dass nichts den Mord verraten sollte. Als Herzog Gosbert vom Kriege zurückkehrte und nach den heiligen Männern sich erkundigte, half alles Lügen nichts; denn einer der Mörder lief wie wahnsinnig hin und her und offenbarte selbst die Untat. Geilana starb selbst im Wahnsinne. Die drei heiligen Martyrer sind Patrone der Diözese Würzburg.

Lehre. Der heilige Kilian gab lieber das zeitlich Leben hin, um das ewige desto sicherer zu gewinnen: eine erste Mahnung, es möge niemand um zeitlicher Vorteile willen das Gewissen verletzen und das ewige Heil aufs Spiel setzen; denn Christus sagt: »Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?«

Kirchengebet. O Gott, der du den Seelen der heiligen Martyrer Kilian und dessen Gefährten Starkmut im Leiden eingeflößt hast: verleihe gnädig, dass gleichwie jene nach Besiegung ihrer Verfolger von dir gekrönt zu werden verdient haben: so auch wir durch deren Fürbitte uns deines Schutzes erfreuen mögen. Amen.

 

Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.

 

27/2017