Die heilige Francisca Romana
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Diese edle Römerin befleißigte sich schon als unmündiges Kind so sehr der heiligen Reinheit, dass sie sich von niemand berühren lassen wollte. Aus Gehorsam gegen ihre Eltern heiratete sie den Edelmann Ponziani, und wurde ein Tugendspiegel für alle Frauen und Mutter. Ihr Grundsatz war: »Eine verheiratete Frau muss alle Andachtsübungen verlassen, wenn ihre Haushaltung es fordert;« gleichwohl erzog sie ihre Kinder in solcher Gottesfurcht, dass sie mehr Engel als Menschen zu sein schienen. Kranke Dienstboten verpflegte sie selbst, alle ihre freie Zeit gehörte Gott. Von ihren vier Kindern starben drei eines frühzeitigen Todes. Eines derselben erschien ihr nach dem Tode und offenbarte ihr folgendes: »Wir haben nichts anderes zu tun, als den ewigen Abgrund der göttlichen Güte zu betrachten und mit Freude und Jubel Gottes Majestät zu preisen. Ganz in Gott aufgelöst, haben wir in der ewigen Seligkeit keinen Schmerz und genießen eines immer dauernden Friedens. Wir wollen nichts anderes, als was Gott gefällt. Jene Chöre, die höher und mehr sind, als wir, offenbaren uns die Geheimnisse Gottes«. Die Armen liebte Franzisca so sehr, dass sie, die vornehme Dame, selber Holz sammelte und es auf einem Esel den Bedürftigen zuführte. Mit dem heiligen Schutzengel hatte Franzisca einen besonders vertrauten Umgang; er begleitete sie in Gestalt eines weiß gekleideten Jünglings und blieb ei ihr, so lange sie nach Gottes heiligem Willen handelte. Jedoch schon beim kleinsten Fehler verließ er sie, wurde ihr aber nach erfolter reueerweckung wieder sichtbar. Als Witwe trat sie in den von ihr gestifteten Orden die Oblaten ein und starb nach erfolgter Vorhersagung ihres Todes als Muster von Frömmigkeit und Demut.
Lehre. Pflege Umgang mit deinem heiligen Schutzengel in heiligem Gebete. Denke an seine Gegenwart, und habe Ehrfurcht vor ihm; betrübe ihn nicht, und sei dankbar gegen ihn.
Gebet. Verleihe uns, o Gott, durch die Verdienste der heiligen Franzisca, dass wir nach ihrem Beispiele unsern heiligen Schutzengel auf eine dir wohlgefällige Weise verehren. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
10/2013