Jahrgang 2003 Nummer 35

Die Damaszener Pflaumen waren weithin berühmt

Urheimat der Zwetschge in Kaukasien – Verschiedene Pflaumenarten in römischen Gärten

Der Pflaumenbaum wuchs ursprünglich wild von Südeuropa bis zum Kaspischen Meer. In vorgeschichtlicher Zeit wurde schon damals der Baum im Lauf der regen Handelsbeziehungen mit dem Süden in Mitteleuropa eingeführt, so in die stein- und bronzezeitlichen Pfahlbauniederlassungen der Schweiz, Oberitaliens und Österreichs. Der menschlichen Aufsicht entwachsen, verwilderte der Baum mehr und mehr.

Die großfruchtige Kulturpflanze ist in den Ländern südlich vom Schwarzen Meer, in Armenien und Transkaukasien aus der dort heimischen Wildpflanze gezüchtet worden. Die größere Zwetschge hat ihre Urheimat in Kaukasien und im nördlichen Persien.

Etwa im 4. Jahrhundert v. Chr. fand die Kultur der Pflaume in Syrien Eingang. Dort wurde sie besonders im Gebiet von Damaskus angepflanzt. Die Damaszener Pflaumen wurden weithin ihres Wohlgeschmacks wegen berühmt.

Im vierten vorchristlichen Jahrhundert berichtete der Begründer der Botanik, der griechische Philosoph Theophrastos vom Pflaumenbaum und von dem Gummi, der daraus quillt und damals bereits vielfach von den Ärzten verwendet wurde.

Zu Beginn des dritten Jahrhunderts v. Chr., nach der Öffnung des Orients durch Alexander den Großen, kamen dann die edlen Damaszenerpflaumen nach Griechenland. Über die süditalienischen und griechischen Gebiete gelangten sie etwa zu Beginn des zweiten Jahrhunderts v. Chr. unter dem griechischen Namen prúmnon auch zu den Römern.

Der römische Politiker und Schriftsteller Cato (234-149 v. Chr.) nennt in seiner Schrift über den Landbau den Pflaumenbaum nur ein Mal als einen in seiner römischen Heimat wenig bekannten Obstbaum. Zur Zeit des Kaisers Augustus wurden dann verschiedene Pflaumenarten in den römischen Gärten gepflanzt.

Der römische Staatsmann und Schriftsteller Plinius d. J. berichtet dann in seiner Naturgeschichte, in den Gärten der vornehmen Römer seien zahlreiche Spielarten verschieden großer und verschieden farbiger Pflaumen gezogen worden.

Die syrischen und kleinasiatischen Sklaven, die mit der Obstkultur vertraut waren, verstanden es, für ihre römischen Herren immer neue Spielarten des nun so sehr begehrten Obstes zu züchten. Sie pfropften sogar edle Pflaumen auf den wilden Schlehdorn. So berichtet der Dichter Horaz, bei seinem Landhaus wüchsen Pflaumen und Dornen.

Die Römer haben auch den Pflaumen- und Zwetschgenbaum nördlich der Alpen angesiedelt. In den Schachtbrunnen der Saalburg und in einem spätrömischen Pfahlbau bei Fulda wurden Kerne solcher Früchte gefunden. In den Klöstern des Mittelalters verstand man unter »prunum«, später »prunum« und Pflaume genannt, vor allem großfrüchtige Sorten. Im »Capitulare de villis«, der Landgüterverordnung Karls des Großen, finden wir Pflaumenbäume verschiedener Sorten aufgeführt.

Die vielgerühmte Damaszenerpflaume gelangte durch Kreuzfahrer von Syrien nach Italien und Deutschland. Mirabellen kamen erst nach 1560 zu uns nach Mitteleuropa, Reineclauden, wie es heißt, noch später. Die großfrüchtige Zwetschge schließlich, die in Turkestan und im südlichen Altaigebirge zu Haus ist, kam erst mit den Turkvölkern ins Abendland.

EL



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