Die Augsburger, die dem Papst die Leibgarde zahlten
Vor 650 Jahren siedelte sich der Webermeister Hans Fugger in der Stadt an

Augsburg stand damals die Glanzzeit als eine der wichtigsten europäischen Textil- und Handelsstädte noch bevor. Hans Fugger und seine Nachfahren sollten bei dieser Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen. Die Namen Fugger und Augsburg sind bis heute untrennbar verbunden.
Schon die Söhne und Enkel des Landflüchtlings Hans Fugger bauten ein Geschäftsimperium auf. Die Fugger streckten früh ihre Fühler nach Venedig aus, handelten mit Tüchern, Edelmetallen und Gewürzen, wurden Bankiers von Kaisern und vom Papst. Eine der größten Attraktionen des Vatikans, die Schweizer Garde, würde es vielleicht ohne die Fugger gar nicht geben. Denn als Anfang des 16. Jahrhunderts der Pontifex bei den Eidgenossen eine Söldnertruppe anwerben ließ, kamen die Lohnzahlungen für die Soldaten aus Augsburg.
In dieser Epoche hielt Jakob Fugger (1459 bis 1525) die Fäden des Familienunternehmens in der Hand. »Jakob der Reiche« galt als Finanzgenie und wurde zu dem vielleicht mächtigsten Mann Europas, jedenfalls zu einem der vermögendsten. Zu seinem Vermächtnis wurde die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt.
Für den Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl ist die knapp 500 Jahre alte Fuggerei nicht nur »eine berühmte touristische Sehenswürdigkeit « seiner Stadt. Denn bis heute dürfen dort bedürftige katholische Bürger für eine symbolische Jahresmiete von 88 Cent leben. Die Bewohner müssen sich dafür zu einem täglichen Gebet eines Vaterunsers, eines Glaubensbekenntnisses und eines Ave Maria für den Stifter und dessen Familie verpflichten. Dies sei »einzigartig und an Symbolkraft aus der Entstehungszeit der Fuggerei an der Schwelle zur frühen Neuzeit nicht zu übertreffen«, meint der Rathauschef.
Die Fuggerschen Stiftungen finanzieren die Siedlung nach wie vor. Aus Anlass des 650-Jahr-Jubiläums haben sie einen Online-Zeitstrahl ins Internet gestellt (http://dpaq.de/shrDd). Die Geschichte der Fugger wird darin mit 800 kurzen Textbeiträgen parallel zur Historie Augsburgs und der Weltgeschichte dargestellt.
Stiftungs-Administrator Wolf-Dietrich Graf von Hundt betont, dass dadurch die anderen Familienmitglieder jenseits des bekannten Fuggerei-Gründers Jakob dem breiten Publikum bekanntgemacht werden sollen. »Denn letztlich ist der Fortbestand der Stiftungen und damit der Fuggerei dem weitsichtigen Handeln vieler Fugger bis zum heutigen Tag zu verdanken.«
Ulf Vogler
46/2017