Der »Schnauferl-Schorsch« von Ruhpolding
In seinem Oldtimermuseum präsentiert er einzigartige Raritäten

Aeros 10, ein tschechischer Roadster aus den 20er Jahren, mit dem Besitzer

Die jüngste Maschine, Herkules 2000 mit Wankelmotor, Baujahr 1975

Seitenwagenmaschine Zündapp 750, aus dem 2. Weltkrieg
Wer von Ruhpolding kommend Richtung Blickner- und Steinbergalm unterwegs ist, dem fällt im romantisch gelegenen Ortsteil Bacherwinkl beim Haus Nummer 5 eine Hinweistafel auf. »Oldtimer- und Schnauferlstall« kann man darauf lesen. Von außen kann niemand ahnen, welche Raritätensammlung sich im Anbau und im umfunktionierten Stall des unter Denkmalschutz stehenden, bereits 1717 urkundlich erwähnten Anwesens verbirgt. Der »Grabenhäusl Schorsch«, eigentlich heißt er ja mit richtigem Namen Georg Hollweger, sammelt schon seit Jahrzehnten Motorräder und das mit großem Erfolg. 75 Stück dieser heißen Öfen, im Volksmund auch »Schnauferl« genannt, kann der Schorsch mittlerweile sein Eigen nennen. Dazu kommt auch noch eine ganze Reihe von Einzelmotoren, die das nostalgische Sammelsurium der motorischen Klassiker ergänzt.
Was man beim Betreten dieses in Deutschland wohl einmaligen Museums zu Gesicht bekommt, lässt nicht nur die Herzen der eingefleischten Motorradfans höher schlagen. Einträchtig stehen Lenker an Lenker die Maschinen der verschiedenen Epochen nebeneinander. Hier kann man quasi alle Marken von A bis Z, oder besser gesagt, von Adler bis Zündapp bestaunen. So klangvolle Namen wie Horex, Victoria, DKW, Standard, Imme, Triumph und BMW, aber auch Zweiräder englischer Herkunft wie Norton oder eine seltene Sturmy Archer teilen sich den zwischenzeitlich fast schon zu klein gewordenen Platz. »Wenn ich noch jünger wär, würd ich mir eine größere Halle dazubauen« sagt der mittlerweile 76-jährige »Schnauferl-Schorsch« zu seinem Platzproblem.
Ein paar Paradepferde ragen natürlich schon aus der Reihe der Klassiker heraus. Da ist zunächst das älteste Modell, auf das der Archivar ganz besonders stolz ist. Eine NSU aus dem Jahr 1924 mit einem 500 Kubikzentimeter V-Motor, wechselgesteuert, Einlassventile oben, Auslassventile unten, und natürlich fahrbereit, wie auch fast die Hälfte aller vorhandenen »Schnauferl«. Oder da steht auch die Maschine, mit der der Schorsch im Laufe der Zeit durch die Teilnahme an vielen Oldtimertreffen weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt geworden ist. Sein Zündapp-Gespann aus dem zweiten Weltkrieg vom Typ KS 750 mit 26 PS, das nur für die deutsche Wehrmacht gebaut wurde. Durch den Beiwagenantrieb mit Differentialsperre, Rückwärtsgang und zusätzlichen Geländegang gab es fast keine unüberwindlichen Hindernisse. Dieses Gespann hat er in Ungarn, in der Nähe vom Plattensee, gefunden, wo es in den Wirren der letzten Kriegstage zurückgeblieben war.
Aber da gibt es beispielsweise auch noch eine Norton 500 Baujahr 1928, eine Standard 500 aus dem gleichen Jahr, sowie die legendäre NSU Fox 100 ccm, Baujahr 1951 oder die Triumph 200 »Knirps« aus dem Jahr 1930 zu bestaunen. Erst vor wenigen Wochen hat Georg Hollweger wieder Zuwachs in seinem Stall bekommen. Eine äußerst seltene Herkules mit Wankelmotor aus dem Jahr 1975, die auch zugleich die 75. Maschine seiner Sammlung ist. Der fahrtwindgekühlte Einkammer-Wankelmotor mit dem Dreieckskolben galt einst als große Zukunftshoffnung in der Motorentechnik. Mit einem Kammervolumen von 294 Kubikzentimeter bringt der laufruhige und drehzahlfreudige Motor immerhin 30 PS. Aber dazwischen in Reih und Glied steht fast unauffällig eine 350er Triumph GSK aus dem Jahr 1931, das Motorrad seines Vaters, mit dem eigentlich alles begonnen hat. Als nämlich der Schorsch 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, machte er aus der Not eine Tugend. Dadurch, dass er beim Militär zum Mechaniker und Kraftfahrer ausgebildet wurde, hatte er die nötigen Kenntnisse und auch das Talent, dieses Motorrad herzurichten, um einen fahrbaren Untersatz zu haben. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Sammelleidenschaft, die ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Und so wurde seine Sammlung auch durch andere Raritäten ergänzt. Ein Fahrrad mit Hilfsmotor der Marke Phantom mit Baujahr 1922 hängt an der Wand, ein Mercedes 170 DA, Baujahr 1952, den der »Grabenhäusl-Schorsch« in einen Holzgaser umgebaut hat steht ebenso in der Garage wie ein tschechischer Aero 10, ein roter Roadster an den er per Zufall kam, »weil ihn keiner haben wollte«. Aber auch aus der Luftfahrt kann er Exponate zeigen. Ein russischer, 350 PS starker 9-Zylinder Flugzeugmotor in Sternbauweise funktioniert noch und an einer Wand hängt ein deutscher Hirth Flugzeugmotor.
So ein Hobby kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geduld. Um die nötigen Ersatzteile für die Restaurierung zu bekommen, reiste der Schorsch im ganzen In- und Ausland zu den Oldtimermärkten. Als er noch bei der Gemeinde Ruhpolding berufstätig war, ging dafür mancher Jahresurlaub drauf. Dazu kommt auch noch ein großes technisches Verständnis, das Studium von viel einschlägiger Literatur und handwerkliches Geschick. Finanziert hat er seine Leidenschaft nicht nur durch viel Eigenkapital, sondern auch durch den Tausch von Ersatzteilen, die er nicht mehr benötigte. Da erinnert er sich an eine Begebenheit, die ihm maßlos »gestunken« hat. Einem anderen Sammler wollte er aus der Klemme helfen und hat ihm ein paar Teile für ein zu restaurierendes Motorrad geschenkt. Als er eines Tages wieder auf einem Teileflohmarkt war, hat er genau diese Teile wieder gefunden, die der vermeintliche »Kollege« zum Verkauf für teueres Geld angeboten hat. »Dem hab ich die Meinung gsagt und meine Trümmer wieder mitgnommen«.
Vom Eintritt kann der Schorsch sein Museum nicht erhalten, denn es gibt schlicht und ergreifend keinen. Die etwa eintausend Besucher, die jährlich seine Schnauferlsammlung besichtigen, führt er auf der Basis freiwilliger Spenden durch seine Räume. »Mit dem, was ich da krieg, gehts schon einigermaßen um« sagt er dazu. Etwas von seiner Sammlung zu verkaufen, kommt für ihn nicht in Frage. Und dazu steht auch seine Frau Anna.
Georg Hollweger hat seinen hochinteressanten »Oldtimer- und Schnauferlstall« in Bacherwinkl 5 täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Er ist auch unter 08663-9948 telefonisch erreichbar.
HB
9/2003
Was man beim Betreten dieses in Deutschland wohl einmaligen Museums zu Gesicht bekommt, lässt nicht nur die Herzen der eingefleischten Motorradfans höher schlagen. Einträchtig stehen Lenker an Lenker die Maschinen der verschiedenen Epochen nebeneinander. Hier kann man quasi alle Marken von A bis Z, oder besser gesagt, von Adler bis Zündapp bestaunen. So klangvolle Namen wie Horex, Victoria, DKW, Standard, Imme, Triumph und BMW, aber auch Zweiräder englischer Herkunft wie Norton oder eine seltene Sturmy Archer teilen sich den zwischenzeitlich fast schon zu klein gewordenen Platz. »Wenn ich noch jünger wär, würd ich mir eine größere Halle dazubauen« sagt der mittlerweile 76-jährige »Schnauferl-Schorsch« zu seinem Platzproblem.
Ein paar Paradepferde ragen natürlich schon aus der Reihe der Klassiker heraus. Da ist zunächst das älteste Modell, auf das der Archivar ganz besonders stolz ist. Eine NSU aus dem Jahr 1924 mit einem 500 Kubikzentimeter V-Motor, wechselgesteuert, Einlassventile oben, Auslassventile unten, und natürlich fahrbereit, wie auch fast die Hälfte aller vorhandenen »Schnauferl«. Oder da steht auch die Maschine, mit der der Schorsch im Laufe der Zeit durch die Teilnahme an vielen Oldtimertreffen weit über die Grenzen seiner Heimat bekannt geworden ist. Sein Zündapp-Gespann aus dem zweiten Weltkrieg vom Typ KS 750 mit 26 PS, das nur für die deutsche Wehrmacht gebaut wurde. Durch den Beiwagenantrieb mit Differentialsperre, Rückwärtsgang und zusätzlichen Geländegang gab es fast keine unüberwindlichen Hindernisse. Dieses Gespann hat er in Ungarn, in der Nähe vom Plattensee, gefunden, wo es in den Wirren der letzten Kriegstage zurückgeblieben war.
Aber da gibt es beispielsweise auch noch eine Norton 500 Baujahr 1928, eine Standard 500 aus dem gleichen Jahr, sowie die legendäre NSU Fox 100 ccm, Baujahr 1951 oder die Triumph 200 »Knirps« aus dem Jahr 1930 zu bestaunen. Erst vor wenigen Wochen hat Georg Hollweger wieder Zuwachs in seinem Stall bekommen. Eine äußerst seltene Herkules mit Wankelmotor aus dem Jahr 1975, die auch zugleich die 75. Maschine seiner Sammlung ist. Der fahrtwindgekühlte Einkammer-Wankelmotor mit dem Dreieckskolben galt einst als große Zukunftshoffnung in der Motorentechnik. Mit einem Kammervolumen von 294 Kubikzentimeter bringt der laufruhige und drehzahlfreudige Motor immerhin 30 PS. Aber dazwischen in Reih und Glied steht fast unauffällig eine 350er Triumph GSK aus dem Jahr 1931, das Motorrad seines Vaters, mit dem eigentlich alles begonnen hat. Als nämlich der Schorsch 1947 aus französischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, machte er aus der Not eine Tugend. Dadurch, dass er beim Militär zum Mechaniker und Kraftfahrer ausgebildet wurde, hatte er die nötigen Kenntnisse und auch das Talent, dieses Motorrad herzurichten, um einen fahrbaren Untersatz zu haben. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Sammelleidenschaft, die ihn bis heute nicht mehr losgelassen hat. Und so wurde seine Sammlung auch durch andere Raritäten ergänzt. Ein Fahrrad mit Hilfsmotor der Marke Phantom mit Baujahr 1922 hängt an der Wand, ein Mercedes 170 DA, Baujahr 1952, den der »Grabenhäusl-Schorsch« in einen Holzgaser umgebaut hat steht ebenso in der Garage wie ein tschechischer Aero 10, ein roter Roadster an den er per Zufall kam, »weil ihn keiner haben wollte«. Aber auch aus der Luftfahrt kann er Exponate zeigen. Ein russischer, 350 PS starker 9-Zylinder Flugzeugmotor in Sternbauweise funktioniert noch und an einer Wand hängt ein deutscher Hirth Flugzeugmotor.
So ein Hobby kostet nicht nur viel Zeit, sondern auch viel Geduld. Um die nötigen Ersatzteile für die Restaurierung zu bekommen, reiste der Schorsch im ganzen In- und Ausland zu den Oldtimermärkten. Als er noch bei der Gemeinde Ruhpolding berufstätig war, ging dafür mancher Jahresurlaub drauf. Dazu kommt auch noch ein großes technisches Verständnis, das Studium von viel einschlägiger Literatur und handwerkliches Geschick. Finanziert hat er seine Leidenschaft nicht nur durch viel Eigenkapital, sondern auch durch den Tausch von Ersatzteilen, die er nicht mehr benötigte. Da erinnert er sich an eine Begebenheit, die ihm maßlos »gestunken« hat. Einem anderen Sammler wollte er aus der Klemme helfen und hat ihm ein paar Teile für ein zu restaurierendes Motorrad geschenkt. Als er eines Tages wieder auf einem Teileflohmarkt war, hat er genau diese Teile wieder gefunden, die der vermeintliche »Kollege« zum Verkauf für teueres Geld angeboten hat. »Dem hab ich die Meinung gsagt und meine Trümmer wieder mitgnommen«.
Vom Eintritt kann der Schorsch sein Museum nicht erhalten, denn es gibt schlicht und ergreifend keinen. Die etwa eintausend Besucher, die jährlich seine Schnauferlsammlung besichtigen, führt er auf der Basis freiwilliger Spenden durch seine Räume. »Mit dem, was ich da krieg, gehts schon einigermaßen um« sagt er dazu. Etwas von seiner Sammlung zu verkaufen, kommt für ihn nicht in Frage. Und dazu steht auch seine Frau Anna.
Georg Hollweger hat seinen hochinteressanten »Oldtimer- und Schnauferlstall« in Bacherwinkl 5 täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 13 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Er ist auch unter 08663-9948 telefonisch erreichbar.
HB
9/2003