Der römische Münzfund von Rosenheim
Ein Soldat verlor im Sumpfgelände seinen Geldbeutel

Zwei römische Krieger. Halbrelief aus dem 3. Jahrhundert.

Ein Teil des Münzfundes mit Bildnissen der römischen Kaiser von Vespasian bis Gordian III.
Rund fünf Kilometer nördlich der heutigen Innbrücke in Rosenheim befand sich in römischer Zeit ein wichtiger Inn-Übergang (Pons Aeni) am Kreuzungspunkt der Straßen Salzburg-Augsburg und Brenner-Regensburg. Der Inn bildete damals die Grenzen zwischen den zwei Provinzen Noricum und Raetien. Von den Grenz- und Zollgebäuden und den üblichen Rast- und Versorgungseinrichtungen ist bisher nur wenig bekannt. Nur die Reste von zwei Militärlagern und eines Mithräums (Mithrastempels) konnten bisher ausgegraben werden.
Umso interessanter ist ein umfangreicher Münzfund, den ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege im vergangenen Jahr in dieser Region machte. Bei der Anlage von Suchschnitten an einem aufgelassenen Fischweiher stieß er in 0,75 Meter Tiefe auf einen großen römischen Münzschatz. Auf einer Fläche von 1 Mal 0,60 Meter lagen 1274 grün patinierte Silbermünzen, zum Teil in zwei Lagen übereinander.
Die genaue Profilaufnahme ergab keinen Hinweis darauf, dass sich die Münzen in einem Behältnis befunden haben könnten oder absichtlich vergraben worden waren. Sie waren vielmehr durch eine graue, sterile Schwemmlehmschicht überdeckt, einige sogar in den Lehm eingelagert.
Die Untersuchung von Bodenproben bestätigte die Vermutung, dass der Münzschatz bei einem Hochwasser verloren gegangen sein muss, denn die Bodenschichten bestanden aus sogenannten Hochflutsediment, das bei Überschwemmungen abgelagert wird. Die Schicht unter den Münzen bestand dagegen aus anmoorigen Grund, in dem Samen verschiedener Sumpfpflanzen nachgewiesen wurden. Zweifellos war also auf der Niederterrasse des Inns ein sumpfiges Gelände; es wurde bei der unregelmäßigen Wasserführung des Flusses immer wieder einmal überschwemmt, schon ein heftiger Regen konnte es unter Wasser setzen und unpassierbar machen.
Vor diesem Hintergrund gehört nicht viel Phantasie dazu, sich folgendes Szenario vorzustellen: Bei stürmischem, regnerischen Wetter kommt ein römischer Reiter vom Weg ab und gerät zu nahe in den Uferbereich des Inns. Mühsam müssen sich Pferd und Soldat durch den Sumpf kämpfen, immer von der Gefahr bedroht, steckenzubleiben und nicht mehr das feste Land zu erreichen. Beim Kampf ums nackte Überleben verliert der Reiter den Beutel mit den Münzen – eine spätere Suche nach dem Geld ist erfolglos.
Wie die genaue Untersuchung des Münzfundes durch die Staatliche Münzsammlung in München ergab, setzt sich der wertvolle Schatz aus Denaren und Antoninianen zusammen, den zwei in der römischen Kaiserzeit üblichen Geldmünzen. Der Denar war von 209 vor Christus bis 215 nach Chrristus die Standardmünze, seit 215 nach Christus erhielt er Konkurrenz durch den Antoninian, den »Doppeldenar«, der schließlich den Denar ganz verdrängte.
Die älteste Münze stammt von Kaiser Vespasian (69-79 nach Christus), die Schlussmünze wurde unter der Regierung Gordians III. (238-244 nach Christus) geprägt. Viele der gefundenen Münzen stammen von den severischen Kaisern, unter denen eine drastische Geldentwertung einsetzte. Daraus läßt sich schließen, dass es sich bei dem Fund wohl nicht um einen lang angesparten Schatz, der sicher nur reine Silbermünzen enthalten würde, sondern um ein Barvermögen gehandelt hat. Kaiser Gordian III. ist nur durch einen einzigen Münztyp vertreten, dieser jedoch mit über einhundert Exemplaren, von denen zahlreiche stempel-gleich sind. Aus dem archäologischen Befund und aus der Münzstatistik ziehen die Experten den Schluss, dass die Münzen dem Geldumlauf entnommen sind. Der Verlust könnte auch mit den Germaneneinfällen unter Kaiser Gordian zusammenhängen, die wegen ähnlicher Funde am bayerischen Limes angenommen werden.
In einer Stellungnahme begrüßt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Entschluss des Finders und des Grundstückeigenstümers, den wertvollen Schatz nicht zu verkaufen, sondern die Münzen unentgeltlich in eine Stiftung des Landkreises Rosenheim einzubringen, um sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
JB
18/2003
Umso interessanter ist ein umfangreicher Münzfund, den ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege im vergangenen Jahr in dieser Region machte. Bei der Anlage von Suchschnitten an einem aufgelassenen Fischweiher stieß er in 0,75 Meter Tiefe auf einen großen römischen Münzschatz. Auf einer Fläche von 1 Mal 0,60 Meter lagen 1274 grün patinierte Silbermünzen, zum Teil in zwei Lagen übereinander.
Die genaue Profilaufnahme ergab keinen Hinweis darauf, dass sich die Münzen in einem Behältnis befunden haben könnten oder absichtlich vergraben worden waren. Sie waren vielmehr durch eine graue, sterile Schwemmlehmschicht überdeckt, einige sogar in den Lehm eingelagert.
Die Untersuchung von Bodenproben bestätigte die Vermutung, dass der Münzschatz bei einem Hochwasser verloren gegangen sein muss, denn die Bodenschichten bestanden aus sogenannten Hochflutsediment, das bei Überschwemmungen abgelagert wird. Die Schicht unter den Münzen bestand dagegen aus anmoorigen Grund, in dem Samen verschiedener Sumpfpflanzen nachgewiesen wurden. Zweifellos war also auf der Niederterrasse des Inns ein sumpfiges Gelände; es wurde bei der unregelmäßigen Wasserführung des Flusses immer wieder einmal überschwemmt, schon ein heftiger Regen konnte es unter Wasser setzen und unpassierbar machen.
Vor diesem Hintergrund gehört nicht viel Phantasie dazu, sich folgendes Szenario vorzustellen: Bei stürmischem, regnerischen Wetter kommt ein römischer Reiter vom Weg ab und gerät zu nahe in den Uferbereich des Inns. Mühsam müssen sich Pferd und Soldat durch den Sumpf kämpfen, immer von der Gefahr bedroht, steckenzubleiben und nicht mehr das feste Land zu erreichen. Beim Kampf ums nackte Überleben verliert der Reiter den Beutel mit den Münzen – eine spätere Suche nach dem Geld ist erfolglos.
Wie die genaue Untersuchung des Münzfundes durch die Staatliche Münzsammlung in München ergab, setzt sich der wertvolle Schatz aus Denaren und Antoninianen zusammen, den zwei in der römischen Kaiserzeit üblichen Geldmünzen. Der Denar war von 209 vor Christus bis 215 nach Chrristus die Standardmünze, seit 215 nach Christus erhielt er Konkurrenz durch den Antoninian, den »Doppeldenar«, der schließlich den Denar ganz verdrängte.
Die älteste Münze stammt von Kaiser Vespasian (69-79 nach Christus), die Schlussmünze wurde unter der Regierung Gordians III. (238-244 nach Christus) geprägt. Viele der gefundenen Münzen stammen von den severischen Kaisern, unter denen eine drastische Geldentwertung einsetzte. Daraus läßt sich schließen, dass es sich bei dem Fund wohl nicht um einen lang angesparten Schatz, der sicher nur reine Silbermünzen enthalten würde, sondern um ein Barvermögen gehandelt hat. Kaiser Gordian III. ist nur durch einen einzigen Münztyp vertreten, dieser jedoch mit über einhundert Exemplaren, von denen zahlreiche stempel-gleich sind. Aus dem archäologischen Befund und aus der Münzstatistik ziehen die Experten den Schluss, dass die Münzen dem Geldumlauf entnommen sind. Der Verlust könnte auch mit den Germaneneinfällen unter Kaiser Gordian zusammenhängen, die wegen ähnlicher Funde am bayerischen Limes angenommen werden.
In einer Stellungnahme begrüßt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege den Entschluss des Finders und des Grundstückeigenstümers, den wertvollen Schatz nicht zu verkaufen, sondern die Münzen unentgeltlich in eine Stiftung des Landkreises Rosenheim einzubringen, um sie der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
JB
18/2003