Jahrgang 2017 Nummer 17

Der ehemalige Tischlerhof von Haslach

Das heutige Haus Schuhbeck im Wandel der Zeit

Der Tischlerhof mit dem landwirtschaftlichen Rückgebäude. (Aufnahme um 1930)
Tischlerhof, heute Haus Schuhbeck von Haslach. (Aufnahme 1979)
Wenn man heute durch den Ort Haslach fährt, fällt ein besonderes Haus auf, der damalige Tischlerhof, bzw. das heutige Haus Schuhbeck mit einem Krüppelwalmdach, erbaut nach dem markanten Baustil im Salzburger Land. Wer das Haus erbaut hat, kann man heute nicht mehr feststellen. Vermutlich ist es der gleiche Zimmerermeister, der auch das Haus des Haslacher Müllers erbaut hatte, da dieser Baustil der gleiche wie das Haus Schuhbeck ist. Man darf annehmen, dass das Haus Schuhbeck Anfang des 18. Jahrhunderts erbaut worden ist, da ein angebrannter Balken des Dachstuhls, der vermutlich wieder verwendet wurde, auf den Haslacher Dorfbrand von 1718 hinweist, da auch dieses Haus dem Feuer zum Opfer fiel.

Der ehemalige Tischlerhof von Haslach wurde erstmals urkundlich im Stiftsbuch der Haslacher Pfarrkirche aus dem 15. Jahrhundert erwähnt. Leider fehlt in diesem Buch das genaue Datum. Man darf annehmen, dass das Stiftsbuch, wie das Widmungsbuch, um 1460 angefertigt wurde. Bis 1367 war der Tischler (Schreiner) in Besitz der Tettelhamer, dann wurde der Hof Eigentum der Haslacher Kirche für das Ewige Licht.

Ein Hanns Ortner diente der Haslacher Kirche an Stift 60 kr (Kreuzer) und zusätzlich »ain viertl Wein und ain Pfundt Wachs für die Leitten ob der Mühl«. Dann musste er noch für das »Stainbruchland« 39 Pfennig und für ein anderes Land, die gleiche Gebühr zahlen. Darüber geschrieben ist der Name Georg Schwober und mit einer anderen Handschrift »Matthias Schwober, Tischler«, das heißt, dass zu dieser Zeit schon auf dem Hof ein Tischler, bzw. Schreiner war und eine Werkstätte im Haus hatte.

1553 war der Hof 1/2 Lehen und 1760 1/8 Hoffuß groß. Neben der Landwirtschaft übten die jeweiligen Hofinhaber das Tischlerhandwerk aus.

Im zweiten Stiftsbuch der Haslacher Kirche von 1560 wird ein »Cristian Ortner« und später ein Hanns Ortner genannt.

In der Beschreibung des Landgerichts Traunstein von 1553 heißt es: »Hanns Tischler, daselbst, ain halbes Lehen, gehört dem Gotteshaus Haslach zu«. Dieser Hanns Tischler dürfte Hanns Ortner gewesen sein. In der nächsten Beschreibung der Güter im Landgericht Traunstein von 1599 wird auf Seite 193 ein »Christoff Melchardt vom Melchardtengut zu Haslach« aufgeführt. In dieser Zeit nannte man das Anwesen auch Melchardtengut, später setzte sich der Hausname Tischler wieder durch.

1607 erwähnte man in einer Vachendorfer Kirchenrechnung den Haslacher Tischler Rupprecht. Name nicht bekannt. Der laut Urkunde von Hannsen Hueber« von Axdorf 20 Gulden »ausgeborgt« hatte. 1641 wird Hanns Tischler zum letztenmal bei dem Abtritt von Pfarrer Weyler von Haslach aufgeführt, als man im Pfarrhof eine Baubesichtigung durchführte. Damals nahmen fünf Haslacher Bauern teil, unter anderem »Hannsen Tischler«. Am 21. April 1644 starb Hanns Tischler. Einige Jahre vorher, 1634, seine erste Ehefrau Martha und 1649 seine zweite Ehefrau Magdalena.

Um 1656 war der Hof in den Händen der Bauerseheleute Paul und Eva Tischler. Im Scharwerksbuch von 1666 wird das Anwesen nicht erwähnt. 1674 wurden im Haslacher Matrikelbuch die Bauerseheleute Ramser erwähnt. Zu dieser Zeit dürfte das Tischlerhandwerk auf dem Hof nicht mehr ausgeführt worden sein. Um 1700 kam das Anwesen an den benachbarten Mayerbauer Georg Wernleithner. Dieser verkaufte das Anwesen weiter, 1708 an den Müller »Moritzen Wolpoltinger von Frauenstätt«. 1728 verkaufte seine Witwe Eva Wolpoltinger mit Zustimmung des Grundherrns das Gebäude mit den Grundstücken an den benachbarten Häuslerbauer Paul Wernleithner. Dieser übergab den Hof 1736 an seinen Sohn Georg Wernleithner und Ehefrau Anna. Zwei Jahre später, 1738, erwarb das Anwesen Maria Leopoldinger, unbekannter Herkunft. 1745 verkaufte die ledige Inhaberin das Anwesen an den Tagwerker »Hannsen Hueber« und seiner Ehefrau Salome. 1751 starb die Tischlerbäuerin Salome Hueber mit 40 Jahren. Ein Jahr später nahm der Witwer die Ursula Gschwendtnerin von Tinnerting zu seiner zweiten Frau. Im Januar 1768 erwarb Sohn Johann, aus erster Ehe, den elterlichen Hof und heiratete die Stroblbauerstochter Maria Stromayr von Leiderting. 1797 starb Johann Hueber mit 67 Jahren.

1798 übernahm, nach dem Tod des Vaters, deren ehelicher Sohn Simon Hueber den Tischlerhof. Im Mai diesen Jahres verkaufte, laut Kaufbrief, Simon Hueber das 1/3 Zehent beim Grabner am Hochberg und das 1/3 Zehent beim Vordermitterbichler an die jeweiligen Besitzer für 63 Gulden.

Im Rustikal- und Häusersteuer-Kataster der Steuergemeinde Haslach von 1810 wird unter Haus-Nr. 4 der 1/8 Tischler- oder auch Moritzenhof genannt. Damals war der Hof im Besitz von Matthias Bachmaier. Um 1805 dürften Matthias Bachmaier und seine Ehefrau Maria den Hof erworben haben. Nun kehrte wieder das Tischlerhandwerk im Hause ein. Als Tischler zahlte er, laut Gewerbesteuer-Kataster der Steuer-Gemeinde Haslach von 1810 für die reale Tischlergerechtikeit zwei Gulden.

Am 14. Februar 1814 übergab Matthias Bachmaier den 1/8 Tischlerhof an seinen Sohn Joseph. Im Liquidationsprotokollbuch von 1829 heißt es: »Joseph Bachmaier hat den 1/8 Moritzen- oder den Tischlerhof mit sämtlicher Einrichtung, Vieh und Fahrniß, Rechten und Verbindlichkeiten im Jahre 1814 vom Vater Matthias Bachmaier um 1400 Gulden übernommen«. 1811 erwarb Joseph Bachmaier die personelle Tischlerkonzession. Drei Jahre nach der Hofübernahme verehelichte sich Joseph Bachmaier mit der Müllerstochter Therese Niederbuchner von Stein an der Traun. In der Zeit von 1822 bis 1829 war Bachmaier Gemeindevorsteher, bzw. Bürgermeister in der ehemaligen Gemeinde Haslach.

Laut Besitzveränderungsbuch der Gemeinde Haslach von 1838 bis 1864 erwarb 1850 Sohn Joseph von seiner Mutter Therese Bachmaier das Tischleranwesen mit der Tischlereiwerkstätte.

1848 wurde der Hof von der Grundherrschaft und Zehentpflicht befreit und in Bodenzins abgelöst. Das Ablösungskapital an den Staat machte 101 fl 62 kr, was in jährlichem Bodenzins von 4 fl 2 kr 3 hl abgezahlt wurde. Das Ablösungskapital der Haslacher Kirche machte 180 fl.

1878 starb der Tischlerbauer und Schreinermeister Joseph Bachmaier und am 7. Mai 1880 verkaufte die verwitwete Tischlerbäuerin Elisabeth Bachmaier den Hof mit der Werkstätte an die Höllbräu-Brauereibesitzerin Walburga Huber von Traunstein, bzw. Haslach. Walburga Huber war auch Besitzerin des benachbarten, alten Pfarrhofes, bzw. Schloss mit Park.

1902 verkaufte Walburga Huber die Anwesen Haus-Nr. 3 (alter Pfarrhof) und Haus-Nr. 5, den Tischlerhof, an den Traunsteiner Rechtsanwalt Adolf Gschaider. Zwei Jahre später ging der gemeinsame Besitz an Hugo von Regemann. Dieser verkaufte den Tischlerhof an Hans Nuser. Noch im gleichen Jahr (1907) ging das Anwesen an Ludwig und Helena Steiner, die späteren Besitzer des Angererhofes in Traundorf. Am 23. Oktober 1909 verkauften die Steinereheleute den Besitz an Michael und Cäcilia Wacker.

Erst 1910 (14. Februar) erwarben Josef und Rosa Schuhbeck das Anwesen. Schuhbeck war Baumeister am Pfarrhof in Otting. Die 1911 in der Gemeinde Haslach aufgeführten Viehbestände zeigen, dass der Tischlerhof zu dieser Zeit ein kleines »Sachl« war, denn im Stall standen ein Pferd und drei Kühe. Der Besitzstand war 1853 21 Tagwerk. Durch den öfteren Besitzwechsel fiel der Besitzstand von 1907 auf sieben Tagwerk.

1930 übernahm Sohn Josef Schuhbeck den Besitz. 1938 verheiratet mit der Wagnerstochter Katharina Zenz von Haslach. Von 1939 bis 1946 wurde das landwirtschaftliche Gebäude verpachtet und 1958 der landwirtschaftliche Betrieb eingestellt.

1968 überging das Haus an Sohn Josef Schuhbeck und Ehefrau Helga, geborene Ehmann von Übersee. Diese bauten 1970 das landwirtschaftliche Gebäude in eine Wohnung aus. Nach einem späteren Umbau des Wohnhauses, bezog die junge Familie Michael und Christine Schuhbeck das alte Wohnhaus.

Heute sind die Schuhbecks nach über 100 Jahren in vier Generationen auf dem Haus.

 

Karl Rosenegger

 

17/2017