Das Fest Allerheiligen
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschien im Jahre 1890

Papst Gregor III. ließ in der Peterskirche zu Rom zu Ehren aller heiligen Apostel, Martyrer und Gerechten im Jahre 731 eine Kapelle errichten und ordnete an, dass am 1. November das Fest aller Heiligen Gottes gefeiert werde, damit die Gläubigen am Ende des Kirchenjahres sich an alle heiligen erinnern würden, welche schon in der Herrlichkeit Gottes eingegangen sind, besonders jener, zu deren Ehre im Laufe des Jahres nicht ein eigener Festtag gefeiert wird. Dies galt zunächst nur für die Stadt Rom. Nachdem aber Kaiser Ludwig der Fromme 837 den Befehl erließ, dass dieses Fest in allen seinen Staaten (Frankreich und Deutschland) gefeiert werden sollte, wurde dasselbe in der ganzen Kirche eingeführt.
Lehre. Beherzigen wir heute die goldenen Worte des gottseligen Thomas von Kempis: »Siehe und betrachte die wunderbaren Werke Gottes in seiner heiligen Kirche: die Tempel Christi und der Heiligen, die Lager der Christen, und wie sie darin wachen und beten und gegen den Satan streiten. Die Feste Christi und seiner Heiligen vergehen nie; denn sie sind die Denkmäler ihrer Freuden im Himmel, wo diejenigen mit Christus regieren, welche diese Welt verachtet haben. Die Namen der Heiligen und vorzüglich Jesu und Mariens sind die Wunden und Blitzstrahlen der Teufel, durch welche sie erschreckt werden, dass sie vor ihnen fliehen. Die Taten der Heiligen stärken die Herzen der Kleinmütigen, dass sie standhaft sind und ihnen auf dem schmalen Pfade folgen. Die Schriften der heiligen sind die Fackeln für die Erdenpilger, damit sie im Glauben nicht in die Irre gehen, sondern durch die Aussprüche der Heiligen befestigt, im Glauben nicht wanken. Die Wunder der Heiligen machen die Taten der Bösen zu Schanden, damit sie die Guten nicht ganz unterdrücken und sich in ihrer Bosheit nicht rühmen können. Die Reliquien der Heiligen stärken den Glauben, dass sie den Tod nicht fürchten, sondern die feste Hoffnung haben, mit den Auserwählten auferstehen zu können.«
Kirchengebet. Allmächtiger, ewiger Gott! Der du uns gewährest, dass wir die Verdienste aller deiner Heiligen an Einem Feste verehren dürfen: wir bitten dich, dass du uns wegen der so zahlreichen Fürbitter deine ersehnte überreiche Barmherzigkeit angedeihen lassen mögest. Amen.
Die Texte unserer »Heiligen-Legende« stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
44/2014