Jahrgang 2017 Nummer 26

Bestechende Handwerkskunst

Der Rosenkranzweg von Teisendorf nach Weildorf

Wegkreuz-Rosenkranz-Station Teisendorf-Weildorf-Weg: Die Krönung.
Kirche Weildorf: Madonna-Altar.
Alte Aufnahme von der Eisengießerei in Achthal.
Werkstücke, in handwerklicher Kunst hergestellt, erfreuen schon immer die Menschen und in beinahe liebevoller Arbeit bemühen sich heute viele Liebhaber, solche Zeugnisse der Vergangenheit zu erhalten. So geschah dies auch mit den in der Eisengießerei Achthal vor rund 150 Jahren entwickelten und gegossenen Rosenkranzmotiv-Kreuzen, die der damals viel begangenen Wallfahrt von Teisendorf zur »Schönen Madonna« nach Weildorf in 15 Stationen zu je fünf Gesetzen im schmerzhaften, glorreichen und freudenreichen Rosenkranz den Weg wiesen.

Die in bestechender Handwerkskunst hergestellten Rosenkranzmotiv-Kreuze von Teisendorf nach Weildorf mit den vom weithin bekannten Teisendorfer Kirchenmaler Josef Hitzinger (1834 bis 1913) entworfenen und gemalten Bildern gingen im Zuge der Flurbereinigung von Weildorf in den Jahren 1979-1983 teilweise verloren. Den Anstoß und Anreiz für Schlossermeister Ludwig Gschwendtner, sich Mitte der 1980er-Jahre um diesen »Rosenkranz« zu kümmern, gaben Hans Aicher und Knoglerbauer Hans Gasser mit der Bitte, die auf ihren Grundstücken stehenden zwei Kreuze zu restaurieren. Fasziniert von der Gusseisen-Handwerkskunst machte sich Gschwendtner auf die Suche nach den Restlichen. Dabei kam es unter anderem zur Aussage eines Bauern: »Das alte Marterl haben wir im Boden vergraben. Was Geweihtes im Boden schadet nicht!« Ein wieder entdecktes Kreuz kam in das Bergbaumuseum Achthal, ein von Hans Gramsamer Geborgenes ist »nicht mehr zu retten« und die restlichen sechs Kreuze kamen unter die Hände des Schlossermeisters Ludwig Gschwendtner, den die alte Arbeitstechnik der Achthaler Gießerei immer mehr fasziniert. Ein hervorragender Guss und in einem sechsteiligen Baukastensystem für die damaligen Möglichkeiten bewundernswert exakt gefertigt; so ließen sich beschädigte Einzelteile leicht austauschen. Die für den kompletten Rosenkranzweg noch fehlenden neun Kreuze goss 1992 die Carolinenhütte in Achthal unter Leitung von Gießereileiter Fritz Deininger genau nach Originalmodell neu. Der 87-jährige Kirchenmaler Georg Gschwendtner aus Karlstein übernahm es trotz seines hohen Alters, die Bildtafeln zu erstellen. Das letzte Bild kam dann jedoch aus der Hand von Ursula Übelherr, da der Kirchenmaler zwischenzeitlich verstorben war. Das Aufstellen der Kreuze übernahmen die Gemeindearbeiter Konrad Dumberger und Hans Birnbacher und benutzten große Nagelfluhsteine aus dem Hörafinger Steinbruch als Sockel.

Den Weg von Teisendorf nach Weildorf zu gehen, die Bilder zu bewundern und gläubig zu betrachten und genau hinzuschauen auf die »hohe Kunst des Handwerks« der über Jahrhunderte arbeitenden und weithin für die hohe Qualität des Gusses bekannten Gießerei in Achthal – es lohnt!

Am Sonntag, 20. August, um 19 Uhr findet wieder die Wallfahrt entlang der Rosenkranzstationen nach Weildorf statt. Der Abmarsch erfolgt am ersten Taferl in Karlsbach.

 

Rosi Führmann

26/2017