Bekehrung des heiligen Apostels Paulus
Aus dem Buch: »Illustrierte Heiligen-Legende für Schule und Haus«, erschienen im Jahre 1890

Paulus stammte von reichen jüdischen Eltern zu Tarsus in Kleinasien; er war voll herrlicher Geistesanlagen, feurigen Charakters und erhielt gründliche wissenschaftliche Bildung. Er schloss sich den strengen Pharisäern an. Zu Jerusalem war der heilige Gamaliel sein Lehrer. Beim Tode des heiligen Stephanus war Saulus zugegen und verdankte seinem Gebete die Bekehrung. Auf dem Wege nach Damascus warf ihn ein Blitzstrahl zu Boden und blendete ihn. Eine Stimme ertönte aus den Wolken: »Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?« – »Wer bist du, Herr?« – »Ich bis Jesus, den du verfolgst«. – »Herr, was willst du, das ich tun soll?« Der Herr sprach: »Stehe auf und gehe in die Stadt, da wird dir gesagt werden, was du tun sollst«. Durch den Jünger Ananias erhielt Saulus das Augenlicht wieder, wurde unterrichtet, getauft und ward der große Völkerapostel Paulus. Er änderte seinen Namen aus Demut; denn Paulus heißt klein; er war auch klein von Person. Nachdem er zahllose Seelen bekehrt und Leiden aller Art erduldet hatte, wurde er unter Kaiser Nero im Jahre 67 den 29. Juni als Martyrer enthauptet im Alter von 65 Jahren. Er hat wie Sankt Petrus den Ehrentitel »Fürst der Apostel«. Im Neuen Testamente sind 14 herrliche Briefe von ihm enthalten. Die Sankt Paulskirche in Rom ist eine der sieben Hauptkirchen und eine der schönsten Kirchen der Welt. Das Andenken an die Bekehrung des heiligen Paulus wird am 25. Januar gefeiert.
Lehre. Folge, o Sünder! dem Zuge der göttlichen Gnade und rufe mit Sankt Paulus: »Herr, was willst du, dass ich tun soll?« Stehe auf vom Sündenfalle, lege eine Generalbeicht (Lebensbeicht) ab, und bleibe standhaft im Guten. Gib der Stimme Gottes Gehör und sprich wie Ananias: »Siehe, hier bin ich, Herr!«
Gebet der Kirche. O Gott, der du die ganze Welt durch die Predigten des seligen Apostels Paulus bekehrt hast: verleihe uns, wir bitten dich, dass, die wir heute seine Bekehrung feiern, wir durch die Nachfolge seiner Tugendbeispiele zu dir gelangen mögen. Amen.
Die Texte unserer „Heiligen-Legende“ stammen alle (wie im Titel angegeben) aus dem Jahr 1890 und geben die Ansichten der damaligen Zeit wieder. Oftmals wurden damals Beschuldigungen gegen Juden oder andere Glaubensgruppen erhoben, die nach heutiger wissenschaftlicher Erkenntnis nicht haltbar sind. Wir möchten daher klar stellen, dass die Texte unter diesen Gegebenheiten zu sehen sind und weisen darauf hin, dass mit der Veröffentlichung dieser Originaltexte keineswegs volksverhetzende Propaganda unsererseits betrieben werden soll.
4/2014