Angepackt, gesammelt und aufgestellt
10 Jahre Bayerisches Moor- und Torfmuseum

Gesamtansicht der Museumsanlage von Süden. Links das Zentralgebäude mit den Sammlungen, rechts der ehemalige Torfbahnhof.

Blick in die Sammlung Handtorfstich.

Antransport der R 85 im Jahr 1998, zuletzt am Torfwerk Kraller, Schönramer Filzen, abgestellt.
Die Geburtsstunde des Bayerischen Moor- und Torfmuseums schlug mit einem Auftrag des Ministeriums für Landesentwicklung und Umweltfragen vom Juli 1993 an den Verein für Industriegeschichte im südlichen Chiemgau. Als Besitzer des 5 Jahre zuvor aufgelassenen Torfbahnhofs Rottau, wurde dem Verein zugetraut, eine Ausstellung »Moore und Naturschutz« zu erarbeiten. Die Ausstellung sollte einen Bogen spannen vom Entstehen der Moore in Bayern und deren Nutzungsgeschichte bis zur Aufgabe in der heutigen Zeit, diese besonderen Naturräume künftig zu schützen.
Zunächst galt es, landesweit Hoch- und Niedermoore ausfindig zu machen, wobei der fachkundige Rat von Dr. Max Schuch der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau und ein Kartenwerk der einstigen Königlich Bayerischen Moorkulturanstalt vom Jahr 1914 halfen.
Um die bis jetzt ausgewiesenen Naturschutzgebiete festzustellen – es waren damals 466, davon 130 Moorgebiete – stand das Bayerische Landesamt für Umweltschutz hilfreich zur Seite. Dass die erst im Jahr 1991 und 1992 ausgewiesenen Naturschutzgebiete »Rottauer Filzen und Hacken« sowie »Kendlmühlfilzen« im Mittelpunkt standen war naheliegend. Anzupacken hieß es aber auch, um Genaueres über die noch in Betrieb befindlichen Torfwerke in der Region 18 zu erfahren. Deshalb wurden die Torfwerke in Ainring und Schönram, Landkreis Berchtesgadener Land, sowie Eulenau alle Landkreis Rosenheim, erstmals oder neuerdings Bad Feilnbach und Raubling Nicklheim besucht. Außerhalb der Region waren es das Torfwerk Peiting bei Schongau am Lech und das Murnauer Moos im Loisachtal mit der Besonderheit eines Hartsteinwerks am südlichen Rand des Moores. Von den einst ausgedehnten Niedermooren fand schließlich das Donaumoos mit seiner Besiedlungsgeschichte und seiner nachfolgenden Nutzung zu einem großflächigen Kartoffelanbaugebiet besonderes Interesse.
Bei diesen Reisen wurde klar, wie bedeutend einst die Moorgebiete im südlichen Bayern seit dem 19. Jahrhundert waren und wie sich deren Zukunft, vor allem im Hinblick auf Beschlüsse des Landtags vom Dezember 1988, den Torfabbau in Bayern einzustellen und die Moore zu schützen, gestalten wird.
Daneben wurde eine Fülle von Material, das seit 1989 von etlichen Spendern dem Verein übergeben worden war, gesichtet und für die Ausstellung bestimmt, angefangen vom Grabscheit bis zu historischen Fotos vom Torfabbau in der Kendlmühlfilzen und im Preisinger Moos bei Traunstein.
Im Juni 1994 war es dann soweit. Die Ausstellung konnte im ehemaligen Werkstatt- und Torfmeistergebäude auf einer Fläche von insgesamt rund 300 qm im Erdgeschoß eröffnet werden.
Gezieltes Sammeln
Mit einer Feldbahnlok, die dem Verein 1992 vom Torfwerk Raubling Nicklheim geschenkt worden war, wurde es nun auf dem Museumsgelände lebendig. Dieses herausragende Exponat war zugleich der Startschuß für das gezielte Sammeln von Geräten aus der Torfwirtschaft in ganz Bayern. So konnte vor allem die Abteilung »Handtorfstich« durch entsprechende Exponate aus nahezu allen größeren Moorgebieten erweitert werden. Museumsbesucher, die noch selbst als Kinder oder Erwachsene das mühsame Handtorfstechen erlebt hatten, ließen es sich nicht nehmen, dem Museum einen Torfkarren oder ein Wandleisen zukommen zu lassen, bevor solches Gerät womöglich bei der nächsten Sperrmüllsammlung im Container landet und für immer verloren geht. Dazu gehörte auch das Versetzen einer alten Torfhütte aus der Seehauser Filzen bei Umratshausen samt Gleisen und Torfwagen, alle aus Holz. Mit historischen Großfotos und nachgebauten Torfkasteln können alle diese Gegenstände zeigen wie einst Brenntorf gewonnen wurde. Etliche Torfmullemaschinen geben schließlich Zeugnis davon, wie wichtig früher in der Landwirtschaft des Voralpengebietes Torf als Stalleinstreu war.
Für den Bereich Moor kamen im Lauf der Jahre recht unterschiedliche Exponate hinzu. Geschenkt wurden ein Moorbadezuber aus Holz durch das Sanatorium Lutz in Bad Feilnbach und ein von Andreas Gruber, Rottau vor über 50 Jahren in der Kendlmühlfilzen erlegtes Prachtexemplar eines Birkhahns. Herausragend und überregional bedeutend sind 8 Originalhölzer des keltischen Bohlenweges aus der Rottauer Filzen und die Nachbildung der Moorleiche Rosalinde aus Peiting. Zu diesen Exponaten darf auf die veröffentlichten Aufsätze in »Chiemgau-Blätter« Unterhaltungsbeilage zum Traunsteiner Tagblatt vom 20. April 2002 (Prähistorische Funde in oberbayerischen Mooren) und vom 27. April 2002 (Rosalinde, mittelalterlicher Moorleichenfund in Peiting) verwiesen werden, die im Museum als vergrößerte Kopien vorhanden sind. Gerade »Rosalinde« und ihre abenteuerliche Bergung und geheimnisvolle Geschichte bewegen seither die Besucher. Der Museumsleiter hält übrigens enge Verbindungen zu heimatkundlich engagierten Freunden in Peiting mit dem Ziel, Rosalinde, diesen bedeutendsten bayerischen Moorleichenfund, die 1957 nach Schleswig-Holstein »entführt«, wieder in ihre oberbayerische Heimat am Lech zurückzubringen.
Das Museum wird neu aufgestellt
Mit Bohlenweg, Rosalinde und einem Modell des Urchiemsees nach der Würmeiszeit, einer Dauerleihgabe des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein, wurde die Abteilung »Moore« des Museums letztmalig neu aufgestellt. Einige Jahre zuvor war es ein Diorama auf einer Fläche von ca. 8 qm das Anlaß gab, die im Zentralgebäude vorhandenen Sammlungsbestände anders als bisher aufzustellen. Glückliche Zufälle wollten es, dass zwei bahnbegeisterte Achentaler Bürger – unabhängig voneinander – das Museum an der Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg bei Kilometer 33,6 besuchten. Daraufhin schlugen die beiden, Hans Daxer aus Marquartstein und Walter Ohantl aus Übersee vor, ein Diorama zu schaffen. Bezweckt war damit, künftig einen Überblick der 1988 stillgelegten Gesamtanlage Torfbahnhof Rottau geben zu können, die ja auf einer Fläche von rund 30 000 Quadratmetern seit 1920 entstanden ist. Das war ein großartiges Angebot der beiden Modellbauer, das vom Verein als Träger des Museums gerne angenommen wurde, waren doch lediglich die Materialkosten zu übernehmen. Nach 2 Jahren sorgfältiger und kameradschaftlicher Arbeit war das Diorama fertiggestellt und konnte im Frühjahr 1998 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Seitdem ist es zu einem unverzichtbaren Schauobjekt für die denkmalgeschützte Gesamtanlage Torbahnhof und deren Geschichte am Rand der Kendlmühlfilzen geworden.
Mit Ausnahme von einigen Ausstellungstafeln im 1. Stock des Torfbahnhofgebäudes, das für sich als einzigartiges Architektur-Exponat zu sehen ist, wurden alle früher vorhandenen Texte und Zeichnungen entfernt. Mit der in ganz Europa einmalig vollständig erhaltenen Torfballenpresse beherbergt das Museum eine maschinelle Einrichtung, die von Ideen und handwerklichem Können Zeugnis gibt, wie ehedem Gartentorf auf einfachste Art verpackt und dann hauptsächlich auf Schienen auf die Reise geschickt wurde.
Ein nicht weniger bedeutendes aber bewegliches Exponat aus dem Torfabbau ist ein von Stefan Kraller vor ca. 40 Jahren im Torfwerk Ainring selbst konstruiertes und hergestelltes Ladegerät. Dieses Fahrzeug konnte beim Stilllegen des Torfwerks Kraller in der Schönramer Filzen vor dem sicheren Verschrotten gerettet und nur mit größten Mühen in der ehemaligen Verladehalle – heute Depot für Fahrzeuge und Geräte der Torfwirtschaft- unter Dach gebracht werden.
Die Depots des Museums
Das Sammeln von Exponaten, auch wenn sie zunächst oder gar nicht öffentlich gezeigt werden können, ist für ein Museum unverzichtbar. Diesen Auftrag erfüllt das Bayerische Moor- und Torfmuseum durch den Betrieb verschiedener Depots. So ist es vor über 10 Jahren gelungen, in der ehemaligen Bürobaracke landwirtschaftliches Gerät aus den Zeiten der Moorkultivierung durch die Strafanstalt Bernau unterzubringen. In der ehemaligen Werkstattbaracke, einer RAD-(Reichsarbeitsdienst) Baracke aus dem 2. Weltkrieg mit Feldbahngleisanschluss wird alles an rollendem Material aus stillgelegten Torfwerken untergestellt, das erhaltenswert erscheint. Inzwischen befindet sich dort ein Torfverladewagen des 2001 stillgelegten Torfwerks Eulenau. Für die Zukunft werden noch einige Feldbahnfahrzeuge aus dem Torfwerk Ainring erwartet, das im vergangenen Monat seinen Betrieb eingestellt hat.
Die Depotgebäude können aus finanziellen Gründen nur im notwendigsten Umfang erhalten werden, was bis jetzt mit Spenden gelungen ist. Konservatorische Maßnahmen an den Exponaten sind dagegen infolge fehlender Finanzmittel durch das Museum selbst nicht zu schaffen. Das bedeutet, dass an Fahrzeugen und Geräten, die im Freien stehen, ein natürlicher Verlust durch Rost hingenommen werden muss.
Forschungsarbeit des Museums
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht die Museumsleitung in der laufenden Forschung. Während es zu Flora und Fauna von Hoch- und Niedermooren Bayerns eine Vielzahl neuerer Literatur gibt ist über deren Nutzungsgeschichte seit dem Standardwerk von Franz-Xaver Wismüller im Jahr 1934 (Band II) nichts mehr veröffentlicht worden. Eine solche umfassende Arbeit für die Zeit ab 1920, dem Jahr des Inkrafttretens des Bayerischen Torfwirtschaftsgesetzes zu erledigen, ist allerdings dem ehrenamtlich geführten Museum schier unmöglich. Deshalb wurde der Landkreis Traunstein vor 2 Jahren um Hilfe angegangen, bis jetzt aber ohne brauchbares Ergebnis. Dem Museum bleibt deshalb nichts anderes übrig, zufälligen Hinweisen auf wichtiges Archivgut oder auf alte Bücher nachzugehen und dieses Material dann zu sichern. Erfreulicherweise gelang das in diesem Jahr durch eine Anfrage an das Thüringesche Staatsarchiv Gotha mit einem bemerkenswerten Ergebnis. Im dortigen Archivbestand fand sich eine Akte »Bergwerksrepositur« mit einem 12-seitigen Bericht des königlichen Ministerial Forst-Bureau’s in München vom 20. März 1860 über verschiedene Versuche, in mehreren Gebieten Oberbayerns wirtschaftlich Torf abzubauen. Diese einzigartige Quelle könnte Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit sein, die sich mit dem schwarzen Naturschatz bayerischer Erde befasst. Das Museum wird auf jeden Fall für das nächste Jahr eine Sonderausstellung erarbeiten, die den Wandel bayerischer Moore vor etwa 150 Jahren, also vom Ödland und Sumpf zur Wirtschaftsfläche, aufzeigen soll.
CDH
26/2003
Zunächst galt es, landesweit Hoch- und Niedermoore ausfindig zu machen, wobei der fachkundige Rat von Dr. Max Schuch der damaligen Bayerischen Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau und ein Kartenwerk der einstigen Königlich Bayerischen Moorkulturanstalt vom Jahr 1914 halfen.
Um die bis jetzt ausgewiesenen Naturschutzgebiete festzustellen – es waren damals 466, davon 130 Moorgebiete – stand das Bayerische Landesamt für Umweltschutz hilfreich zur Seite. Dass die erst im Jahr 1991 und 1992 ausgewiesenen Naturschutzgebiete »Rottauer Filzen und Hacken« sowie »Kendlmühlfilzen« im Mittelpunkt standen war naheliegend. Anzupacken hieß es aber auch, um Genaueres über die noch in Betrieb befindlichen Torfwerke in der Region 18 zu erfahren. Deshalb wurden die Torfwerke in Ainring und Schönram, Landkreis Berchtesgadener Land, sowie Eulenau alle Landkreis Rosenheim, erstmals oder neuerdings Bad Feilnbach und Raubling Nicklheim besucht. Außerhalb der Region waren es das Torfwerk Peiting bei Schongau am Lech und das Murnauer Moos im Loisachtal mit der Besonderheit eines Hartsteinwerks am südlichen Rand des Moores. Von den einst ausgedehnten Niedermooren fand schließlich das Donaumoos mit seiner Besiedlungsgeschichte und seiner nachfolgenden Nutzung zu einem großflächigen Kartoffelanbaugebiet besonderes Interesse.
Bei diesen Reisen wurde klar, wie bedeutend einst die Moorgebiete im südlichen Bayern seit dem 19. Jahrhundert waren und wie sich deren Zukunft, vor allem im Hinblick auf Beschlüsse des Landtags vom Dezember 1988, den Torfabbau in Bayern einzustellen und die Moore zu schützen, gestalten wird.
Daneben wurde eine Fülle von Material, das seit 1989 von etlichen Spendern dem Verein übergeben worden war, gesichtet und für die Ausstellung bestimmt, angefangen vom Grabscheit bis zu historischen Fotos vom Torfabbau in der Kendlmühlfilzen und im Preisinger Moos bei Traunstein.
Im Juni 1994 war es dann soweit. Die Ausstellung konnte im ehemaligen Werkstatt- und Torfmeistergebäude auf einer Fläche von insgesamt rund 300 qm im Erdgeschoß eröffnet werden.
Gezieltes Sammeln
Mit einer Feldbahnlok, die dem Verein 1992 vom Torfwerk Raubling Nicklheim geschenkt worden war, wurde es nun auf dem Museumsgelände lebendig. Dieses herausragende Exponat war zugleich der Startschuß für das gezielte Sammeln von Geräten aus der Torfwirtschaft in ganz Bayern. So konnte vor allem die Abteilung »Handtorfstich« durch entsprechende Exponate aus nahezu allen größeren Moorgebieten erweitert werden. Museumsbesucher, die noch selbst als Kinder oder Erwachsene das mühsame Handtorfstechen erlebt hatten, ließen es sich nicht nehmen, dem Museum einen Torfkarren oder ein Wandleisen zukommen zu lassen, bevor solches Gerät womöglich bei der nächsten Sperrmüllsammlung im Container landet und für immer verloren geht. Dazu gehörte auch das Versetzen einer alten Torfhütte aus der Seehauser Filzen bei Umratshausen samt Gleisen und Torfwagen, alle aus Holz. Mit historischen Großfotos und nachgebauten Torfkasteln können alle diese Gegenstände zeigen wie einst Brenntorf gewonnen wurde. Etliche Torfmullemaschinen geben schließlich Zeugnis davon, wie wichtig früher in der Landwirtschaft des Voralpengebietes Torf als Stalleinstreu war.
Für den Bereich Moor kamen im Lauf der Jahre recht unterschiedliche Exponate hinzu. Geschenkt wurden ein Moorbadezuber aus Holz durch das Sanatorium Lutz in Bad Feilnbach und ein von Andreas Gruber, Rottau vor über 50 Jahren in der Kendlmühlfilzen erlegtes Prachtexemplar eines Birkhahns. Herausragend und überregional bedeutend sind 8 Originalhölzer des keltischen Bohlenweges aus der Rottauer Filzen und die Nachbildung der Moorleiche Rosalinde aus Peiting. Zu diesen Exponaten darf auf die veröffentlichten Aufsätze in »Chiemgau-Blätter« Unterhaltungsbeilage zum Traunsteiner Tagblatt vom 20. April 2002 (Prähistorische Funde in oberbayerischen Mooren) und vom 27. April 2002 (Rosalinde, mittelalterlicher Moorleichenfund in Peiting) verwiesen werden, die im Museum als vergrößerte Kopien vorhanden sind. Gerade »Rosalinde« und ihre abenteuerliche Bergung und geheimnisvolle Geschichte bewegen seither die Besucher. Der Museumsleiter hält übrigens enge Verbindungen zu heimatkundlich engagierten Freunden in Peiting mit dem Ziel, Rosalinde, diesen bedeutendsten bayerischen Moorleichenfund, die 1957 nach Schleswig-Holstein »entführt«, wieder in ihre oberbayerische Heimat am Lech zurückzubringen.
Das Museum wird neu aufgestellt
Mit Bohlenweg, Rosalinde und einem Modell des Urchiemsees nach der Würmeiszeit, einer Dauerleihgabe des Wasserwirtschaftsamtes Traunstein, wurde die Abteilung »Moore« des Museums letztmalig neu aufgestellt. Einige Jahre zuvor war es ein Diorama auf einer Fläche von ca. 8 qm das Anlaß gab, die im Zentralgebäude vorhandenen Sammlungsbestände anders als bisher aufzustellen. Glückliche Zufälle wollten es, dass zwei bahnbegeisterte Achentaler Bürger – unabhängig voneinander – das Museum an der Bahnstrecke Rosenheim-Salzburg bei Kilometer 33,6 besuchten. Daraufhin schlugen die beiden, Hans Daxer aus Marquartstein und Walter Ohantl aus Übersee vor, ein Diorama zu schaffen. Bezweckt war damit, künftig einen Überblick der 1988 stillgelegten Gesamtanlage Torfbahnhof Rottau geben zu können, die ja auf einer Fläche von rund 30 000 Quadratmetern seit 1920 entstanden ist. Das war ein großartiges Angebot der beiden Modellbauer, das vom Verein als Träger des Museums gerne angenommen wurde, waren doch lediglich die Materialkosten zu übernehmen. Nach 2 Jahren sorgfältiger und kameradschaftlicher Arbeit war das Diorama fertiggestellt und konnte im Frühjahr 1998 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Seitdem ist es zu einem unverzichtbaren Schauobjekt für die denkmalgeschützte Gesamtanlage Torbahnhof und deren Geschichte am Rand der Kendlmühlfilzen geworden.
Mit Ausnahme von einigen Ausstellungstafeln im 1. Stock des Torfbahnhofgebäudes, das für sich als einzigartiges Architektur-Exponat zu sehen ist, wurden alle früher vorhandenen Texte und Zeichnungen entfernt. Mit der in ganz Europa einmalig vollständig erhaltenen Torfballenpresse beherbergt das Museum eine maschinelle Einrichtung, die von Ideen und handwerklichem Können Zeugnis gibt, wie ehedem Gartentorf auf einfachste Art verpackt und dann hauptsächlich auf Schienen auf die Reise geschickt wurde.
Ein nicht weniger bedeutendes aber bewegliches Exponat aus dem Torfabbau ist ein von Stefan Kraller vor ca. 40 Jahren im Torfwerk Ainring selbst konstruiertes und hergestelltes Ladegerät. Dieses Fahrzeug konnte beim Stilllegen des Torfwerks Kraller in der Schönramer Filzen vor dem sicheren Verschrotten gerettet und nur mit größten Mühen in der ehemaligen Verladehalle – heute Depot für Fahrzeuge und Geräte der Torfwirtschaft- unter Dach gebracht werden.
Die Depots des Museums
Das Sammeln von Exponaten, auch wenn sie zunächst oder gar nicht öffentlich gezeigt werden können, ist für ein Museum unverzichtbar. Diesen Auftrag erfüllt das Bayerische Moor- und Torfmuseum durch den Betrieb verschiedener Depots. So ist es vor über 10 Jahren gelungen, in der ehemaligen Bürobaracke landwirtschaftliches Gerät aus den Zeiten der Moorkultivierung durch die Strafanstalt Bernau unterzubringen. In der ehemaligen Werkstattbaracke, einer RAD-(Reichsarbeitsdienst) Baracke aus dem 2. Weltkrieg mit Feldbahngleisanschluss wird alles an rollendem Material aus stillgelegten Torfwerken untergestellt, das erhaltenswert erscheint. Inzwischen befindet sich dort ein Torfverladewagen des 2001 stillgelegten Torfwerks Eulenau. Für die Zukunft werden noch einige Feldbahnfahrzeuge aus dem Torfwerk Ainring erwartet, das im vergangenen Monat seinen Betrieb eingestellt hat.
Die Depotgebäude können aus finanziellen Gründen nur im notwendigsten Umfang erhalten werden, was bis jetzt mit Spenden gelungen ist. Konservatorische Maßnahmen an den Exponaten sind dagegen infolge fehlender Finanzmittel durch das Museum selbst nicht zu schaffen. Das bedeutet, dass an Fahrzeugen und Geräten, die im Freien stehen, ein natürlicher Verlust durch Rost hingenommen werden muss.
Forschungsarbeit des Museums
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht die Museumsleitung in der laufenden Forschung. Während es zu Flora und Fauna von Hoch- und Niedermooren Bayerns eine Vielzahl neuerer Literatur gibt ist über deren Nutzungsgeschichte seit dem Standardwerk von Franz-Xaver Wismüller im Jahr 1934 (Band II) nichts mehr veröffentlicht worden. Eine solche umfassende Arbeit für die Zeit ab 1920, dem Jahr des Inkrafttretens des Bayerischen Torfwirtschaftsgesetzes zu erledigen, ist allerdings dem ehrenamtlich geführten Museum schier unmöglich. Deshalb wurde der Landkreis Traunstein vor 2 Jahren um Hilfe angegangen, bis jetzt aber ohne brauchbares Ergebnis. Dem Museum bleibt deshalb nichts anderes übrig, zufälligen Hinweisen auf wichtiges Archivgut oder auf alte Bücher nachzugehen und dieses Material dann zu sichern. Erfreulicherweise gelang das in diesem Jahr durch eine Anfrage an das Thüringesche Staatsarchiv Gotha mit einem bemerkenswerten Ergebnis. Im dortigen Archivbestand fand sich eine Akte »Bergwerksrepositur« mit einem 12-seitigen Bericht des königlichen Ministerial Forst-Bureau’s in München vom 20. März 1860 über verschiedene Versuche, in mehreren Gebieten Oberbayerns wirtschaftlich Torf abzubauen. Diese einzigartige Quelle könnte Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit sein, die sich mit dem schwarzen Naturschatz bayerischer Erde befasst. Das Museum wird auf jeden Fall für das nächste Jahr eine Sonderausstellung erarbeiten, die den Wandel bayerischer Moore vor etwa 150 Jahren, also vom Ödland und Sumpf zur Wirtschaftsfläche, aufzeigen soll.
CDH
26/2003