Jahrgang 2014 Nummer 32

90 Jahre Trachtenverein »D‘Weikertstoana«

Weißbacher feiern Gründungsjubiläum vom 14. bis 17. August

Vereinsfoto aus dem Jahr 1933.
Verein bei der Einweihung der St. Vinzenzkirche 1950.
Aktive in 1970er Jahren.
D'Weikertstaona 2014.

Die Gründungsgeschichte Weißbachs ist eng mit der Salinengeschichte von Reichenhall verbunden. Bereits im 13. Jahrhundert verlief von dort aus ein Säumerweg über den Jochberg Richtung Rosenheim und München, auf dem das wertvolle Salz transportiert wurde. In 13. Jahrhundert folgt auch die Besiedelung der Ortsteile Jochberg, Weißbach und Höllenbach. 1833 folgte der Zusammenschluss der drei Ortsteile zum Gemeindebezirk Weißbach. 1978 ging die Gemeinde, im Zuge der Gemeindegebietsreform, in der neuen Gemeinde Schneizlreuth auf. Da die Weißbacher lange Zeit nach Inzell zur Schule und in die Kirche gehen mussten, schlossen sich die Einwohner auch den dortigen Vereinen wie dem Trachtenverein »D‘Falkastoaner« an.

Obwohl es aus diesem Grund gar nicht so einfach war, einen eigenen Verein zu gründen, entschlossen sich zwei Frauen und 23 Männer am 13. Juli 1924 diesen Schritt zu wagen. Namensgeber für den neuen Verein wurde der »Weikertstein«, ein Bergrücken im Süden des Weißbachtales. Am 7. 1. 1925 wählten schon 34 Vereinsmitglieder Josef Spängler zum ersten und Josef Standl zum zweiten Vorstand. Der »Dufterwirt« wurde als Vereinslokal bestimmt.

Die Aufnahme in den Gauverband I erfolgte am 2. August 1925, auch erst im zweiten Anlauf nachdem der Inzeller Verein, gutwilliger Weise, zugestimmt hatte.

Im Zweiten Weltkrieg fallen 20 Vereinsmitglieder

Der sehnlichste Wunsch des jungen Vereins war es natürlich, die geliehene, alte Inzeller Fahne zurückgeben zu können und sich eine eigene Fahne anzuschaffen. Diese wurde am 6. 9. 1931 festlich geweiht. Die Mitgliederzahl war bis dahin auf 86 angewachsen. Ein Jahr zuvor formierte sich die Aktivengruppe, in der nun Trachtentänze und Plattler eingeübt wurden. Auch die Tracht wurde Zug um Zug, mit großen Opfern der Mitglieder, vereinheitlicht und komplettiert.

Ein jähes Ende des Vereinslebens bescherte dem Verein 1939 der Beginn des Zweiten Weltkrieges, dem auch 20 Mitglieder zum Opfer fielen. Zum Gedenken an diese Gefallenen stellte der Verein ein eigenes Bergkreuz am Rabenpalven und 1953 auf der Öderbauermahdern auf, wo seither jährlich eine Gedenkmesse abgehalten wird. Nach dem Krieg musste der Verein wieder mühsam neu aufgebaut werden. Schon neun Jahre nach Kriegsende feierte der Trachtenverein 1954 das 30. Gründungsjubiläum im kleinen Rahmen. 1959 folgte das Fest zum 35. Jubiläum. 1963 formierte sich im Verein eine Kinder- und Jugendgruppe, die bis heute als wichtige Nachwuchsschmiede gilt. Durch die starke Zunahme des Fremdenverkehrs waren insbesondere die Aktiven des Vereins bei Begrüßungs- und Heimatabenden gut beschäftigt. In der Blütezeit Anfang der 1970er Jahre bestritten die Aktiven 20 Heimatabende in der Sommersaison! Anfang der 1980er Jahre mussten diese, aus finanziellen Gründen und Mangels Nachfrage, auf sechs bis acht reduziert werden.

1974 feierte der Verein mit 31 Vereinen und sechs Musikkapellen das 50. Gründungsfest. Seit 1981 ist der Trachtenverein ins Vereinsregister mit eigener Satzung eingetragen. 1984 ging ein lang gehegter Traum der »Weikertstoana « in Erfüllung, als am 8. Juli das eigene Vereinsheim, im Rahmen des 60. Gründungsjubiläums, feierlich eingeweiht werden konnte. Die Vorstände Anton Öttl und Peter Eicher hatten seit 1970 darauf hingearbeitet. Theaterfreudige Vereinsmitglieder gründeten 1985 die »Weißbacher Bauernbühne«. Mit lustigen Bauerntheaterstückln bereichern sie seither die Veranstaltungen im Ort. 1987 berief die Vorstandschaft Anton Öttl zum Ehrenvorstand, der den Verein von 1961 bis 1974 geführt hatte. Im Jahr 1992 entschlossen sich fünf Vereinsmitglieder dazu, eine eigene Böllerschützengruppe ins Leben zu rufen. Angelehnt an die Tradition der Berchtesgadener Weihnachtsschützen bereichert die Gruppe seither das Weihnachts- und Neujahrsbrauchtum, gestalten kirchliche Feste wie Fronleichnam, Feste im Ort und die Gedenkmesse des Trachtenvereins aktiv mit.

Das 70-jährige Gründungsfest, mit Weihe einer neuen Fahne, beging der Trachtenverein am 13./14. August 1994 zusammen mit 50 Gastvereinen und 12 Musikkapellen. Unterstützt durch die fundierte Kinder- und Jugendarbeit konnten die Dirndln und Buam der Nachwuchsgruppen, wie die Aktiven des Vereins, immer wieder gute bis sehr gute Ergebnisse bei den Vergleichs-Preisplattln im Gebiet, mit Nachbarvereinen und im Gauverband erzielen. Einige schafften sogar den Einzug in die Gau-Jugendgruppe und die Gaugruppe des Gauverbandes I.

1997/1998 wurde das Vereinsheim um einen großen Probenraum für die Musikkapelle und eine größeren Veranstaltungsraum erweitert und am 31. Mai 1998 seiner Bestimmung übergeben. Seit 2009 gibt es nun auch eine Goaßlschnalzergruppe im Verein. Seit mehr als 40 Jahren liegt auch die Pflege des Nikolausbrauchtum’s in der Hand des Trachtenvereins.

Ein Weißbacher wird Gauvorstand!

Noch während seiner Funktion als erster Vorstand unseres Vereins wurde Peter Eicher 1995 zum stellvertretenden bzw. 1998 zum ersten Gauvorstand des Gauverbandes I und später zusätzlich zum stellvertretenden Vorsitzenden des Bayerischen Trachtenverbandes gewählt. 1999 gab er, nach 25 Jahren engagierter Arbeit, sein Amt alt 1. Vorstand schließlich in jüngere Hände. Seit Mai 2011 führen nun Albert Wenzl zusammen mit Anderl Holzner und Franz Freiwang die Geschicke des Vereins. Im Jahr 2014 zählt der Verein 417 Mitglieder, 34 Kinder / Jugendliche und 21 Aktive.

90-jähriges Gründungsfest vom 14. bis 17. August 2014

Mit insgesamt vier Festtagen feiert der Verein nun nächste Woche sein 90-jähriges Bestehen. Am 14. August ist ab 20 Uhr Bieranstich mit D‘Hochfellner und Alpensound. Am 15. August messen sich zuerst die Vereine des Gebiets Bad Reichenhall ab 13 Uhr beim Gebietspreisplattln. Danach spielen die »Holzfrei-Böhmische« zum »Tag der Betriebe und der guten Nachbarschaft« auf. Am 16. August findet nach der Totenehrung am Kriegerdenkmal ein großer Festabend mit einheimischen Musikgruppen, den Gruppen des Vereins und Ehrungen statt. Der 17. August steht schließlich ganz im Zeichen des 90. Gründungs-Jubiläums mit Feldmesse um 10 Uhr, anschließendem großen Festzug mit neun Musikkapellen und 33 Vereinen und Festausklang im Festzelt am Sportplatz in der Auenstraße. Weitere Infos auf www.weikertstoana.de.


Werner Bauregger

 

32/2014