600 Jahre Wallfahrtskapelle Vachenlueg
Erzabt Korbinian Birnbacher hält am Sonntag den Festgottesdienst



Seit 600 Jahren schon gibt es die Wallfahrtskapelle »Zu Unserer Lieben Frau« in Vachenlueg bei Anger, die nach der umfassenden Innenrenovierung 2012/2013 in neuem Glanz erstrahlt: Grund genug für ein großes Jubiläumsfest am morgigen Sonntag, 4. Mai, um 10 Uhr. Der Festgottesdienst wird vom Erzabt von St. Peter Salzburg, Korbinian Birnbacher, zelebriert und vom Jugendchor Anger, dem Pfarrverbandschor sowie der Bergschützenkapelle Anger musikalisch gestaltet. Er findet bei schönem Wetter im Freien und bei Regen im Zelt statt. Um 14 Uhr bietet Heimatpfleger Erhard Zaha eine Führung in der Kapelle an.
Im Buch »Höglwörth« berichtet Prälat Walter Brugger ausführlich über die Geschichte dieses Kleinods, auch im Angerer Kirchenführer ist darüber einiges zu finden: Der Name »Vachenlueg« bezeichnet einen abgemessenen, abwärts gelegenen Platz mit guter Fernsicht. Das kleine Kirchlein, idyllisch neben einem Weiher gelegen, befindet sich ja tatsächlich unterhalb der Kirche Steinhögl nahe der steil abfallenden Hangkante.
Das Jubiläumsjahr war streng genommen schon 2013, denn im Jahr 1413 erwarben zwei Söhne des Laufener Schiffsherrn Michael von Haunsperg das Gut Vachenlueg und begannen dort mit dem Burgbau. Wahrscheinlich wurde auch gleich eine Burgkapelle mit errichtet; erstmals erwähnt ist diese 1427. Die Burg- und spätere Schlosskapelle war von Anfang an Maria geweiht, mit dem relativ seltenen Patrozinium »Mariä Opferung« am 21. November. Martin von Vachenlueg, der mit Wandula Trauner verheiratet war, beendete 1427 den Burgbau mit Torbau, Zwinger, Hauptbau mit einer Kapelle zu Unserer Lieben Frau sowie Wirtschaftsgebäuden auf dem eingefriedeten Platz.
Erbe war sein Sohn Georg von Vachenlueg, der mit einer Barbara vermählt war. Dieser erwarb 1459 von Kaiser Friedrich III das Privileg, bei der Burg eine Taferne zu betreiben, und verpflichtete die ihm dienst- und zinspflichtigen Bauern und Kleinhäusler, dort ihre Hochzeiten zu feiern. Sein Nachfolger Jakob I., Gatte von Barbara von Paulsdorf, legte 1489 das Kirchweihfest auf den Montag nach dem zweiten Sonntag nach Ostern fest. Er erhielt auch die Erlaubnis, das Allerheiligste in der Burgkapelle aufzubewahren. Die nachfolgenden Burgherren Wilhelm, Hans und Wolf waren jeweils Pfleger in Laufen, was der Funktion eines heutigen Landrats gleichkommt. 1699 erlosch das Geschlecht der Haunsperger im Mannesstamm, das heißt der Hauptlinie.
Die Neffen des letzten Haunspergers verkauften 1722 den stark verkleinerten Besitz an Propst Johann Baptist Zacherl für das Stift Höglwörth. Das Schloss verfiel und war 1785 baufällig. Nach der Auflösung des Stifts Höglwörth wurde es erneut verkauft und wechselte von da an häufig den Besitzer. Es verkam zur Ruine. Ein Erdrutsch 1899 ließ nur wenige Mauern übrig, die man 1954 fast vollständig sprengte. Ein Mauerrest und eine Gedenktafel erinnern an die frühere Pracht.
Früher lag die Kapelle im ersten Stock und war für die Bevölkerung schwer erreichbar, was zu Beschwerden beim Konsistorium in Salzburg führte. Neben dem Hauptaltar zu Ehren der Gottesmutter hatte sie einen Nebenaltar zu Ehren des heiligen Hieronymus. Propst Johann Baptist I. Zacherl bemühte sich darum, die Kapelle instand zu setzen, dem Volk zugänglich zu machen und die Wallfahrt durch Einsetzung einer Kopie des Gnadenbildes von Altötting neu zu beleben. Die Kapelle wurde 1826 ins Erdgeschoß verlegt. 1848 wurde das Holzkirchlein durch einen Steinbau ersetzt. Baulich ist die heutige Marienkapelle eine Mischung von Neuromanik und Neugotik.
Bis heute erhalten sind wertvolle Reliquien aus der Sammlung der Haunsperger. Die Altarmensa mit Reliefs zur Kindheit Jesu von Bernhard Mayr (Lechner Hartl) aus Anger sowie Historienbilder an der Orgelempore sind der Neugotik zuzuordnen. Zu den bedeutendsten Ausstattungsstücken zählen rechts ein Heiland mit der Schulterwunde und links eine Mater Dolorosa aus dem späten 18. Jahrhundert, die dem Salzburger Bildhauer Franz Paula Hitzl zugeschrieben werden. Die reich geschnitzten Konsolen sind Frühbarock. An die im 19. Jahrhundert wieder einsetzende Wallfahrt erinnern die 30 Votivtafeln. Eine der beiden Glocken stammt noch aus dem Jahr 1666, das wohl älteste Erinnerungsstück aus der Zeit der Haunsperger.
Veronika Mergenthal
18/2014