250 Jahre Wallfahrtskirche Maria Mühlberg
Weihe der Kirche mit Festgottesdienst, am Sonntag, dem 1. Juli

Kirche vom Fußweg aus Gaden kommend

Altar von 1858

Walfahrtslegende, Deckenbild von 1858.
Die Wallfahrtskirche Maria Heimsuchung auf dem Mühlberg steht im schönen Rupertiwinkel, circa zwei Kilometer von Waging, weithin sichtbar auf einem Hügel, von dem man einen wunderbaren Rundblick auf die Gegend um den Waginger See hat. Am Sonntag den 1. Juli 2007 feiert die Pfarrei Waging das 250-jährige Jubiläum der Weihe der Kirche mit einem Festgottesdienst (Patrozinium Maria Heimsuchung am 2.7.). Zelebriert wird dieser Gottesdienst von Domkapitular Lorenz Kastenhofer, einem gebürtigen Waginger, der zugleich sein silbernes Priesterjubiläum feiert. Der Waginger Pfarrer Josef Schmid (1849-1867) schreibt im Sulzbacher Kalender für katholische Christen des Jahres 1868 S. 52 ff: »Als Eva, Magd beim Bauern Adam Laiminger an einem Feiertage nach beendigter Vesper in der Pfarrkirche zu Waging nach Hause ging, sah sie unweit im Freien eine wunderschöne Frau in himmlischem Gewande, dreimal um einen in der Nähe stehenden Birnbaum gehen und ihr mit dem Haupte und der Hand zuwinkend, gleichsam um sie einzuladen, doch näher zu treten. Erst auf öfteres Winken wagte Eva, ebenso erstaunt und erschrocken über die unverhoffte Erscheinung, sich mit Ehrfurcht der schönen Frau zu nahen. Aber kaum hatte Eva einige Schritte gegen den Baum getan, so entschwand dieselbe aus Evas Augen. Schüchtern und bebend trat Eva dem Baume näher und fand unter solchem ein kleines Bildchen, das Muttergottesbild von Ettal vorstellend. In unbeschreiblicher Freude über diesen Fund nach Hause eilend, zeigt sie solches dem Dienstherrn unter Erzählung der gehabten Erscheinung, nicht mehr gedenkend ihres seither so schmerzhaften kranken Fußes, den sie zu ihrem Erstaunen geheilt fand. Der Dienstherr Adam Laiminger ließ das Bildlein unter Rahmen bringen und heftete solches an den Birnbaum, unter dem Eva die himmlische Erscheinung gesehen und das Bildlein gefunden; es war dies im Jahr des Herrn 1669.«
Zur Geschichte der Wallfahrt
Adam Laiminger, Bauer auf dem Mühlberg, pilgerte 1668 nach Ettal zur Madonna von Ettal. Sein Anwesen hatte 1777 einen geschätzten Wert von 700 Gulden (fl), der Viehbestand waren 1 Pferd, 7 Rinder und 10 Stück Kleinvieh, also wie man heute sagen würde, er war ein großer Bauer. Von dieser Wallfahrt brachte Laiminger ein aus Papier gefertigtes Muttergottesbild mit nach Hause. Dieses Bild nagelte er auf ein Holzbrett und befestigte es an einem Birnbaum auf seinem Grund. Bald schon zog dieses Bild fromme Menschen auf den Mühlberg, um vor dem Bildchen zu beten. Der Waginger Pfarrer Krempl ließ einen Opferstock aufstellen, in dem bis zum 14. Februar 1670 bereits 50fl geopfert wurden. Obwohl das Bild vom Baum gerissen wurde, ließ die Wallfahrt nicht nach, sondern wurde noch mehr. Dekan Dr. Georg Paris Ciurletti von Lerchen, Geistlicher Rat in Laufen bewertete die Wallfahrt auf den Mühlberg in einem Gutachten als nicht sehr günstig. Wie sich später herausstellte, hoffte er durch dieses Gutachten eine Konkurenz für die von ihm erbaute Kirche Maria Büchl bei Laufen ausschalten zu können. In diesem Gutachten gab er die Schuld dem Waginger Pfarrer, weil dieser einen Opferstock anbringen ließ; auch versäumten viele Gläubige den Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche in Waging.
Am 8. März 1670 erhielt der Waginger Pfarrer den Befehl, die inzwischen erbaute Holzkapelle wenigstens am Sonntag zu zusperren. Die Kapelle wurde am 21.3.1670 geschlossen. Der Bitte der Waginger Bürger, (28.3.1670) die Kapelle wieder zu öffnen wurde nicht entsprochen. Darauf wurde die Kapelle von Unbekannt einfach wieder geöffnet (aufgebrochen) und ein eiserner Opferstock aufgestellt. Die Geldopfer wurden vom Bauern Laiminger an die weltlichen Behörden (Pfleger) ausgehändigt. Der Bauer Andreas Helminger konnte seine Abgaben an den Grundherrn ( Bürgerspital Salzburg ) nicht mehr zahlen und machte dafür die Wallfahrer verantwortlich, weil sie über seinen Grund laufen und dadurch seine Ernte schmälern. Nach amtlicher Schätzung betrug der Schaden aber nur 15 Kreuzer. Damit die Streitigkeiten zwischen Laiminger und Helminger des Flurschadens wegen aufhören, ließ die Obrigkeit in Salzburg den Birnbaum fällen (9.März 1671). Der gefällte Baum stand aber auf dem Grund von Laiminger, der nun wiederum Beschwerde in Salzburg einlegte. Er begründete diese mit Einnahmeverlusten, denn er erzeugte von den Früchten jährlich 100 Viertel Essig, die er für 2-3 Gulden verkaufte, Auf seine Beschwerde hin erhielt er eine Entschädigung von 20fl (5.10.1671).
Auf höheren Befehl musste der Pfarrer von Waging den aufgestellten Opferstock entfernen. Das Opfergeld 26fl 36kr 2dl (Gulden, Kreuzer, Pfennige), und 6 Votivbilder wurden in den Pfarrhof gebracht. Als im Sommer 1671 der Salzburger Fürstbischof Max Gandolf von Kuenburg von München her durch Waging reiste, nahm er sich der Sache persönlich an. Er ging sogar auf den Mühlberg und sah dort fromme Frauen beim Beten vor dem Bild. Der Bischof gab dem zuständigen Laufener Dekan den Befehl, aus dem Holz des umgehackten Birnbaums, eine Marienstatue nach dem Muster des Ettaler Bildchens schnitzen zu lassen. Die Statue, eine halbe Elle hoch, wurde am 6. Dezember 1671 vom Dekan benediziert und auf den Mühlberg gebracht. Die Wallfahrer spendeten bis zum 6. Januar des Jahres 1673 wieder 645fl 44kr, fast den Wert, für den man zu dieser Zeit einen Bauernhof kaufen konnte. Die Wallfahrt steigerte sich immer mehr und so bat Pfarrer Johann Christoph Kraner, seit 1679 Pfarrer, an den Muttergottesfesten nachmittags auf dem Mühlberg eine Predigt mit Litanei halten zu dürfen. Diese Bitte wurde nicht nur abgelehnt, nein Salzburg verlangte auch, dass die Muttergottesfigur, die 1671 geweiht wurde, nach Waging in die Traunerkapelle der Pfarrkirche gebracht werde. Die Traunerkapelle befand sich im jetzigen rechten Seitenschiff der Pfarrkirche. In einer Eingabe vom 19. Februar 1683 bitten der Bürgermeister Balthasar Dalhäuser, Schmiedemeister Eckerl, Johann Praidenlohner und andere Waginger Bürger, das Gnadenbild auf dem Mühlberg zu belassen. Als Begründung nannten sie das viele Opfergeld vom Mühlberg, das für die Sanierung der Pfarrkirche dringend notwendig sei. Auch viele Kranke hätten bei der Mühlberger Muttergottes durch Anrufung Heilung gefunden. Im Mirakelbuch von 1797 wurden 149 Wunderheilungen aufgeschrieben. Das Original befindet sich im Pfarrarchiv in Waging. Franz Patzelt, Ortsheimatpfleger in Waging und Christine Heiß beschrieben dieses Mirakelbuch in einem Transkript im 11. und 12. Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Kultur in den Jahren 1987 und 1988 vollständig und machten es so der Öffentlichkeit zugänglich. Als weiterer Grund wurde die Türkengefahr genannt. Auch Wallfahrten wegen der vielen Ortsbrände (Waging brannte 1611) und der Hagelunwetter werden abgehalten. Am 9. April 1683 entschied das erzbischöfliche Konsistorium in Salzburg, das Gnadenbild bleibt auf dem Mühlberg. Die Opfer auf dem Mühlberg betrugen bis zum Jahr 1709 jährlich circa 100 Gulden an Geld und dazu noch eine beträchtliche Menge Wachs. In der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs nahm die Wallfahrt auf den Mühlberg noch mehr zu. Der Pfarrer und der Pfleger von Waging, Balthasar Braun, befürworteten darum den Bau einer Kirche auf dem Mühlberg, die Kapelle aus Holz war in den letzten 40 Jahren baufällig geworden.
In einem Kostenvoranschlag vom 20. Januar 1709 errechneten Maurermeister Thomas Prödterleitner und Zimmerermeister Georg Gesselberger, beide aus Waging, Baukosten von 801fl und 45kr. Die Finanzierung schien nicht schwierig zu sein, da ja Opfergeld in Höhe von 1400 bis 1500 Gulden vorhanden waren. Auch der Laufener Dekan Julius von Moll befürwortete den Kirchenbau. Am 26. April 1709 wurde auch von Salzburg die Erlaubnis zu einem Kirchenbau gegeben. Nach den Plänen Prödterleitners erhielt die Mühlberger Kirche im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen.
Am 2. Juli 1710 weihte der Salzburger Consisturaldirektor Josef Bukh die 2-jochige Kirche ein. Im Jahr 1753 wurde die Kirche um ein 3. Joch mit Turm nach Westen verlängert. Am 16. September 1756 wurde die Kirche in ihrer heutigen Größe vom Salzburger Erzbischof Sigmund III. von Schrattenbach neu konsikriert. Der Bischof stiftete sogar noch zwei Jahrmessen, eine am 5. April (Wahl 5.4.1753) und eine um eine gute Sterbestunde (= 16.12.1771). Auf Anregung der Gemeinde Gaden vom 28.12.1855, unterschrieben von den Bürgermeistern Georg Hirschhalmer (Gaden) und Lorenz Kaindl (Nirnharting) wurde 1857 das 100-jährige Jubiläum der Weihe der Mühlberger Kirche gefeiert. Zugleich sollte das 1000-jährige Jubiläum der Kirche in Gaden gefeiert werden. Da aber die verlangten Urkunden nicht vorgewiesen werden konnten, scheiterte die für den 18. Mai 1856 geplante Feier zunächst. Im Mai 1857 wurde dann die Jahrhundertfeier für die Wallfahrtskirche und das 1000-jährige Bestehen von Waging feierlich begangen. In der Kirche zeugt noch heute eine Votivtafel davon.
Pfarrer Mittermair feierte im Jahr 1919, also kurz nach dem 1. Weltkrieg das 250 Jahr-Jubiläum der Wallfahrt auf den Mühlberg. Willibald Wolfsteiner, der Abt von Ettal zelebrirte das Pontifikalamt.
Der Wallfahrtspriester Georg Leopold Reisenberger erhielt von Georg Geistberger einen Kreuzpartikel, der am 14. September 1745 in die Kirche übertragen wurde.
Der Altar von 1710 stellte einen 15-ästigen Birnbaum mit den Freuden Mariens dar. Geschaffen wurde er von Johann Weyandt (Tischler) und Martin Wohlgruber (Maler), beide aus Waging.
Der Altar wurde 1788 bei einer Kirchenvisitation wie folgt beschrieben: »Es wäre geziemend, wenn anstatt des Altars, der einen Birnbaum darstellt, mit seinen Ästen und Blättern nur ein Staubfang sei und als Wohnung von Spinnen (Spinnweben) dient. Es wäre also gut, wenn ein neuer Altar nach dem Modell des Altars der Gadener Kirche (dieser wurde um 1860 in neugotischem Stil erneuert) von einem Tischler gefertigt würde.« Auf dem Altar sollte Maria Heimsuchung dargestellt werden. Das Altarblatt sollte der Salzburger Maler Franz Streicher anfertigen. Der Kostenvoranschlag vom 8. Juli 1788 beschrieb das Bild mit einer Höhe von 7 Schuh zu einem Preis von 70 Gulden. Der Waginger Tischler Josef Anton Langmayr errechnete für den Altar mit einer Höhe von 27 Schuh und einer Breite von 14 Schuh Kosten von 236 Gulden.
Der jetzige Altar wurde 1858 von Xaver Hörmann aus Ischl (Hörmann stammt aus Burg bei Tengling), einem Schüler Schwanthalers, geschaffen. Das Altarblatt malte der Laufener Künstler Rudholzer in den Jahren 1858/59. Die Monstranz mit dem Gnadenbild über dem Tabernakel fertigte Johann Karl von Buterman 1774 in Augsburg. An der Nordseite in der Kirche finden wir ein 2. Gnadenbild, die Muttergottesstatue von 1671, die aus dem schon beschriebenen Birnbaum geschnitzt wurde. Weiters befindet sich an der Nordseite eine »Albertustafel«. An der Südseite im Innern der Kirche befindet sich der Schrein des heiligen Märtyrer Viktor, einem Katakombenheiligen, den der Bauer von Egg, Josef Mayr, von einer seiner zahlreichen Pilgerreisen aus Rom mitgebracht hatte. Gefasst wurden die Gebeine von den Klosterfrauen auf Frauenchiemsee. Die Kosten für die Fassung trug Josef Mayr.
Das Deckenbild, geschaffen 1858 vom akademischen Kunstmaler Josef Rattensberger aus Salzburg, stellt die Entstehung der Wallfahrt nach der Legende dar. In der Kirche befindet sich einer der größten Bestände an Votivtafeln im südostbayerischen Raum. Über 300 Votivtafeln zeugten bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts von einer tiefen Gläubigkeit. Leider wurden auch hier einige dieser Votivbilder gestohlen, vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Diese Votivtafeln wurden als Dank nach Anrufung der Muttergottes auf dem Mühlberg bei Krankheit, Krieg, Unglück, Unwetter und Viehseuchen der Mühlberger Muttergottes gewidmet. Die ältesten Votivbilder gehen zurück bis 1671.
An der Westseite des Turms befindet sich das Bild der Schutzmantelmadonna, 1947 gemalt vom Karlsteiner Maler Gschwendner. Der Kalvarienberg auf dem Weg von Waging auf den Mühlberg wurde vom Oberschreiber Johann Adam Lang mit finanzieller Hilfe eines unbekannten Salzburger Wohltäters anstelle eines vermoderten Kreuzes 1761 errichtet. In der 1. Kapelle wird Jesus auf dem Ölberg dargestellt, in der 2. Kapelle die Kreuzigung Jesu. Weiters finden wir auf dem Weg zum Mühlberg einen Kreuzweg, vermutlich Achtaler Guss. Beides, Kapellen und Kreuzweg wurde von der Kolpingsfamilie Waging renoviert. Die Kosten wurden durch die Einnahmen der jährlichen Altpapier- und Altkleidersammlung finanziert.
Messstiftungen zur Mühlberger Muttergottes
Goldene Samstage gibt es auf dem Mühlberg bereits seit 1719. Diese haben ihren Namen von der »Goldenen Messe«, die nachweislich schon seit dem 14. Jahrhundert in einigen Gebieten Deutschlands an Samstagen nach Michaeli gesungen wurden. Pfarrer Anton Wagner, von 1712 bis 1722 Pfarrer in Waging, hielt diese Messen mit einer, zwei, oder drei Predigten ab.
Nach dem Tode des Waginger Posthalters Johann Praidenlochner 1719, stifteten die Kinder Johann und Maria mit finanzieller Hilfe ihrer Stiefmutter 300fl zur Abhaltung von drei Lobämtern mit Predigt an drei Samstagen nach Michaeli und »dissorts tunlicher Musik und Gedenken an den verstorbenen Posthalter«. Diese Stiftung wurde am 5. Juni 1719 vom Salzburger Konsistorium bestätigt.
Weitere Stiftungen:
Wiesersche Wochenmesse, 1400 fl; Wieser war Bierbrauer in Waging, bestätigt 14.6.1776
Maria Hoiss, Hofbauerin in Hirschhalm, 1801
Maria Plainer, Bäckerin in Waging, 1848
Andreas Lapper, Zenz in Ropferding, o. Jahresangabe
Josef und Marai Mayr, Bauernleut in Egg, o. Jahresangabe
Josef Mayr brachte den heiligen Viktor aus Rom nach Mühlberg, Amt mit Predigt am 2. 7.
Baron Auer von Gessenberg, Amt mit Predigt jährlich am 2. 7., seit 1799
Theres Volzwinkler, Lechnerin Mühlberg, 1863
Austragswitwe Huber, Waging, 1887
Maria Egseer, Bauerswitwe Wendling, o. Jahresangabe
Maria Mayr, Besitzerin Bauer in Egg, 1894
2. Goldener Samstag:
Die Gemeinde Gaden stiftete durch Bürgermeister Franz Mangs aus Seeleiten am 25. November 1918 eintausend Mark für die Abhaltung eines Gedenkgottesdiensts für die Gefallenen der Gemeinde im 1. Weltkrieg.
3. Goldener Samstag:
Am 4. November 1919 stiftete die Gemeinde Nirnharting durch Bürgermeister Anton Lamminger einen Gedenkgottesdienst für die Gefallenen der Gemeinde Nirnharting, bei dem jeder Gefallene namentlich genannt wurde.
Auch heute findet noch jährlich eine Wallfahrt der Krieger- und Soldatenkameradschaft Waging als Dank und Friedenswallfahrt statt. Früher wurde diese Wallfahrt als Heimkehrerwallfahrt von den Veteranen des 1. und 2. Weltkriegs als Dank an die Mühlberger Muttergottes mit einer Maiandacht gefeiert. Heute beteiligen sich auch die Krieger- und Soldatenkameradschaften aus den umliegenden Orten. Diese Wallfahrt findet immer am 1. Sonntag im Mai statt.
Die Kirche wird auch gerne von einheimischen und auswärtigen Brautpaaren als Trauungskirche genutzt, um den Segen Gottes und Mariens für eine glückliche Ehe zu erbitten.
Ich hoffe, dass die Muttergottes vom Mühlberg am Jubeltag der Kirche ihren Schutzmantel ausbreitet und schönes Wetter gewährt, damit viele Menschen diesen Tag bei einem Feldgottesdienst mitfeiern können.
Rudolf Lapper
Anmerkung:
Während der Feierlichkeiten wurde festgestellt, dass die Weihe von Maria Mühlberg schon vor 252 Jahren war. Hans Roth, Vorsitzender des historischen Vereins Rupertiwinkel hat im Waginger Kirchenführer fälschlicherweise das Jahr 1757 angegeben.
Quellen: Pater Bernhard: Bausteine zu einem Heimatbuch der Gemeinde Gaden (unveröffentlicht)
Kirchenführer Waging am See von 1973 2. Auflage S. 14ff.
25/2007
Zur Geschichte der Wallfahrt
Adam Laiminger, Bauer auf dem Mühlberg, pilgerte 1668 nach Ettal zur Madonna von Ettal. Sein Anwesen hatte 1777 einen geschätzten Wert von 700 Gulden (fl), der Viehbestand waren 1 Pferd, 7 Rinder und 10 Stück Kleinvieh, also wie man heute sagen würde, er war ein großer Bauer. Von dieser Wallfahrt brachte Laiminger ein aus Papier gefertigtes Muttergottesbild mit nach Hause. Dieses Bild nagelte er auf ein Holzbrett und befestigte es an einem Birnbaum auf seinem Grund. Bald schon zog dieses Bild fromme Menschen auf den Mühlberg, um vor dem Bildchen zu beten. Der Waginger Pfarrer Krempl ließ einen Opferstock aufstellen, in dem bis zum 14. Februar 1670 bereits 50fl geopfert wurden. Obwohl das Bild vom Baum gerissen wurde, ließ die Wallfahrt nicht nach, sondern wurde noch mehr. Dekan Dr. Georg Paris Ciurletti von Lerchen, Geistlicher Rat in Laufen bewertete die Wallfahrt auf den Mühlberg in einem Gutachten als nicht sehr günstig. Wie sich später herausstellte, hoffte er durch dieses Gutachten eine Konkurenz für die von ihm erbaute Kirche Maria Büchl bei Laufen ausschalten zu können. In diesem Gutachten gab er die Schuld dem Waginger Pfarrer, weil dieser einen Opferstock anbringen ließ; auch versäumten viele Gläubige den Sonntagsgottesdienst in der Pfarrkirche in Waging.
Am 8. März 1670 erhielt der Waginger Pfarrer den Befehl, die inzwischen erbaute Holzkapelle wenigstens am Sonntag zu zusperren. Die Kapelle wurde am 21.3.1670 geschlossen. Der Bitte der Waginger Bürger, (28.3.1670) die Kapelle wieder zu öffnen wurde nicht entsprochen. Darauf wurde die Kapelle von Unbekannt einfach wieder geöffnet (aufgebrochen) und ein eiserner Opferstock aufgestellt. Die Geldopfer wurden vom Bauern Laiminger an die weltlichen Behörden (Pfleger) ausgehändigt. Der Bauer Andreas Helminger konnte seine Abgaben an den Grundherrn ( Bürgerspital Salzburg ) nicht mehr zahlen und machte dafür die Wallfahrer verantwortlich, weil sie über seinen Grund laufen und dadurch seine Ernte schmälern. Nach amtlicher Schätzung betrug der Schaden aber nur 15 Kreuzer. Damit die Streitigkeiten zwischen Laiminger und Helminger des Flurschadens wegen aufhören, ließ die Obrigkeit in Salzburg den Birnbaum fällen (9.März 1671). Der gefällte Baum stand aber auf dem Grund von Laiminger, der nun wiederum Beschwerde in Salzburg einlegte. Er begründete diese mit Einnahmeverlusten, denn er erzeugte von den Früchten jährlich 100 Viertel Essig, die er für 2-3 Gulden verkaufte, Auf seine Beschwerde hin erhielt er eine Entschädigung von 20fl (5.10.1671).
Auf höheren Befehl musste der Pfarrer von Waging den aufgestellten Opferstock entfernen. Das Opfergeld 26fl 36kr 2dl (Gulden, Kreuzer, Pfennige), und 6 Votivbilder wurden in den Pfarrhof gebracht. Als im Sommer 1671 der Salzburger Fürstbischof Max Gandolf von Kuenburg von München her durch Waging reiste, nahm er sich der Sache persönlich an. Er ging sogar auf den Mühlberg und sah dort fromme Frauen beim Beten vor dem Bild. Der Bischof gab dem zuständigen Laufener Dekan den Befehl, aus dem Holz des umgehackten Birnbaums, eine Marienstatue nach dem Muster des Ettaler Bildchens schnitzen zu lassen. Die Statue, eine halbe Elle hoch, wurde am 6. Dezember 1671 vom Dekan benediziert und auf den Mühlberg gebracht. Die Wallfahrer spendeten bis zum 6. Januar des Jahres 1673 wieder 645fl 44kr, fast den Wert, für den man zu dieser Zeit einen Bauernhof kaufen konnte. Die Wallfahrt steigerte sich immer mehr und so bat Pfarrer Johann Christoph Kraner, seit 1679 Pfarrer, an den Muttergottesfesten nachmittags auf dem Mühlberg eine Predigt mit Litanei halten zu dürfen. Diese Bitte wurde nicht nur abgelehnt, nein Salzburg verlangte auch, dass die Muttergottesfigur, die 1671 geweiht wurde, nach Waging in die Traunerkapelle der Pfarrkirche gebracht werde. Die Traunerkapelle befand sich im jetzigen rechten Seitenschiff der Pfarrkirche. In einer Eingabe vom 19. Februar 1683 bitten der Bürgermeister Balthasar Dalhäuser, Schmiedemeister Eckerl, Johann Praidenlohner und andere Waginger Bürger, das Gnadenbild auf dem Mühlberg zu belassen. Als Begründung nannten sie das viele Opfergeld vom Mühlberg, das für die Sanierung der Pfarrkirche dringend notwendig sei. Auch viele Kranke hätten bei der Mühlberger Muttergottes durch Anrufung Heilung gefunden. Im Mirakelbuch von 1797 wurden 149 Wunderheilungen aufgeschrieben. Das Original befindet sich im Pfarrarchiv in Waging. Franz Patzelt, Ortsheimatpfleger in Waging und Christine Heiß beschrieben dieses Mirakelbuch in einem Transkript im 11. und 12. Jahresheft des Vereins für Heimatpflege und Kultur in den Jahren 1987 und 1988 vollständig und machten es so der Öffentlichkeit zugänglich. Als weiterer Grund wurde die Türkengefahr genannt. Auch Wallfahrten wegen der vielen Ortsbrände (Waging brannte 1611) und der Hagelunwetter werden abgehalten. Am 9. April 1683 entschied das erzbischöfliche Konsistorium in Salzburg, das Gnadenbild bleibt auf dem Mühlberg. Die Opfer auf dem Mühlberg betrugen bis zum Jahr 1709 jährlich circa 100 Gulden an Geld und dazu noch eine beträchtliche Menge Wachs. In der Zeit des spanischen Erbfolgekriegs nahm die Wallfahrt auf den Mühlberg noch mehr zu. Der Pfarrer und der Pfleger von Waging, Balthasar Braun, befürworteten darum den Bau einer Kirche auf dem Mühlberg, die Kapelle aus Holz war in den letzten 40 Jahren baufällig geworden.
In einem Kostenvoranschlag vom 20. Januar 1709 errechneten Maurermeister Thomas Prödterleitner und Zimmerermeister Georg Gesselberger, beide aus Waging, Baukosten von 801fl und 45kr. Die Finanzierung schien nicht schwierig zu sein, da ja Opfergeld in Höhe von 1400 bis 1500 Gulden vorhanden waren. Auch der Laufener Dekan Julius von Moll befürwortete den Kirchenbau. Am 26. April 1709 wurde auch von Salzburg die Erlaubnis zu einem Kirchenbau gegeben. Nach den Plänen Prödterleitners erhielt die Mühlberger Kirche im Wesentlichen ihr heutiges Aussehen.
Am 2. Juli 1710 weihte der Salzburger Consisturaldirektor Josef Bukh die 2-jochige Kirche ein. Im Jahr 1753 wurde die Kirche um ein 3. Joch mit Turm nach Westen verlängert. Am 16. September 1756 wurde die Kirche in ihrer heutigen Größe vom Salzburger Erzbischof Sigmund III. von Schrattenbach neu konsikriert. Der Bischof stiftete sogar noch zwei Jahrmessen, eine am 5. April (Wahl 5.4.1753) und eine um eine gute Sterbestunde (= 16.12.1771). Auf Anregung der Gemeinde Gaden vom 28.12.1855, unterschrieben von den Bürgermeistern Georg Hirschhalmer (Gaden) und Lorenz Kaindl (Nirnharting) wurde 1857 das 100-jährige Jubiläum der Weihe der Mühlberger Kirche gefeiert. Zugleich sollte das 1000-jährige Jubiläum der Kirche in Gaden gefeiert werden. Da aber die verlangten Urkunden nicht vorgewiesen werden konnten, scheiterte die für den 18. Mai 1856 geplante Feier zunächst. Im Mai 1857 wurde dann die Jahrhundertfeier für die Wallfahrtskirche und das 1000-jährige Bestehen von Waging feierlich begangen. In der Kirche zeugt noch heute eine Votivtafel davon.
Pfarrer Mittermair feierte im Jahr 1919, also kurz nach dem 1. Weltkrieg das 250 Jahr-Jubiläum der Wallfahrt auf den Mühlberg. Willibald Wolfsteiner, der Abt von Ettal zelebrirte das Pontifikalamt.
Der Wallfahrtspriester Georg Leopold Reisenberger erhielt von Georg Geistberger einen Kreuzpartikel, der am 14. September 1745 in die Kirche übertragen wurde.
Der Altar von 1710 stellte einen 15-ästigen Birnbaum mit den Freuden Mariens dar. Geschaffen wurde er von Johann Weyandt (Tischler) und Martin Wohlgruber (Maler), beide aus Waging.
Der Altar wurde 1788 bei einer Kirchenvisitation wie folgt beschrieben: »Es wäre geziemend, wenn anstatt des Altars, der einen Birnbaum darstellt, mit seinen Ästen und Blättern nur ein Staubfang sei und als Wohnung von Spinnen (Spinnweben) dient. Es wäre also gut, wenn ein neuer Altar nach dem Modell des Altars der Gadener Kirche (dieser wurde um 1860 in neugotischem Stil erneuert) von einem Tischler gefertigt würde.« Auf dem Altar sollte Maria Heimsuchung dargestellt werden. Das Altarblatt sollte der Salzburger Maler Franz Streicher anfertigen. Der Kostenvoranschlag vom 8. Juli 1788 beschrieb das Bild mit einer Höhe von 7 Schuh zu einem Preis von 70 Gulden. Der Waginger Tischler Josef Anton Langmayr errechnete für den Altar mit einer Höhe von 27 Schuh und einer Breite von 14 Schuh Kosten von 236 Gulden.
Der jetzige Altar wurde 1858 von Xaver Hörmann aus Ischl (Hörmann stammt aus Burg bei Tengling), einem Schüler Schwanthalers, geschaffen. Das Altarblatt malte der Laufener Künstler Rudholzer in den Jahren 1858/59. Die Monstranz mit dem Gnadenbild über dem Tabernakel fertigte Johann Karl von Buterman 1774 in Augsburg. An der Nordseite in der Kirche finden wir ein 2. Gnadenbild, die Muttergottesstatue von 1671, die aus dem schon beschriebenen Birnbaum geschnitzt wurde. Weiters befindet sich an der Nordseite eine »Albertustafel«. An der Südseite im Innern der Kirche befindet sich der Schrein des heiligen Märtyrer Viktor, einem Katakombenheiligen, den der Bauer von Egg, Josef Mayr, von einer seiner zahlreichen Pilgerreisen aus Rom mitgebracht hatte. Gefasst wurden die Gebeine von den Klosterfrauen auf Frauenchiemsee. Die Kosten für die Fassung trug Josef Mayr.
Das Deckenbild, geschaffen 1858 vom akademischen Kunstmaler Josef Rattensberger aus Salzburg, stellt die Entstehung der Wallfahrt nach der Legende dar. In der Kirche befindet sich einer der größten Bestände an Votivtafeln im südostbayerischen Raum. Über 300 Votivtafeln zeugten bis in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts von einer tiefen Gläubigkeit. Leider wurden auch hier einige dieser Votivbilder gestohlen, vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Diese Votivtafeln wurden als Dank nach Anrufung der Muttergottes auf dem Mühlberg bei Krankheit, Krieg, Unglück, Unwetter und Viehseuchen der Mühlberger Muttergottes gewidmet. Die ältesten Votivbilder gehen zurück bis 1671.
An der Westseite des Turms befindet sich das Bild der Schutzmantelmadonna, 1947 gemalt vom Karlsteiner Maler Gschwendner. Der Kalvarienberg auf dem Weg von Waging auf den Mühlberg wurde vom Oberschreiber Johann Adam Lang mit finanzieller Hilfe eines unbekannten Salzburger Wohltäters anstelle eines vermoderten Kreuzes 1761 errichtet. In der 1. Kapelle wird Jesus auf dem Ölberg dargestellt, in der 2. Kapelle die Kreuzigung Jesu. Weiters finden wir auf dem Weg zum Mühlberg einen Kreuzweg, vermutlich Achtaler Guss. Beides, Kapellen und Kreuzweg wurde von der Kolpingsfamilie Waging renoviert. Die Kosten wurden durch die Einnahmen der jährlichen Altpapier- und Altkleidersammlung finanziert.
Messstiftungen zur Mühlberger Muttergottes
Goldene Samstage gibt es auf dem Mühlberg bereits seit 1719. Diese haben ihren Namen von der »Goldenen Messe«, die nachweislich schon seit dem 14. Jahrhundert in einigen Gebieten Deutschlands an Samstagen nach Michaeli gesungen wurden. Pfarrer Anton Wagner, von 1712 bis 1722 Pfarrer in Waging, hielt diese Messen mit einer, zwei, oder drei Predigten ab.
Nach dem Tode des Waginger Posthalters Johann Praidenlochner 1719, stifteten die Kinder Johann und Maria mit finanzieller Hilfe ihrer Stiefmutter 300fl zur Abhaltung von drei Lobämtern mit Predigt an drei Samstagen nach Michaeli und »dissorts tunlicher Musik und Gedenken an den verstorbenen Posthalter«. Diese Stiftung wurde am 5. Juni 1719 vom Salzburger Konsistorium bestätigt.
Weitere Stiftungen:
Wiesersche Wochenmesse, 1400 fl; Wieser war Bierbrauer in Waging, bestätigt 14.6.1776
Maria Hoiss, Hofbauerin in Hirschhalm, 1801
Maria Plainer, Bäckerin in Waging, 1848
Andreas Lapper, Zenz in Ropferding, o. Jahresangabe
Josef und Marai Mayr, Bauernleut in Egg, o. Jahresangabe
Josef Mayr brachte den heiligen Viktor aus Rom nach Mühlberg, Amt mit Predigt am 2. 7.
Baron Auer von Gessenberg, Amt mit Predigt jährlich am 2. 7., seit 1799
Theres Volzwinkler, Lechnerin Mühlberg, 1863
Austragswitwe Huber, Waging, 1887
Maria Egseer, Bauerswitwe Wendling, o. Jahresangabe
Maria Mayr, Besitzerin Bauer in Egg, 1894
2. Goldener Samstag:
Die Gemeinde Gaden stiftete durch Bürgermeister Franz Mangs aus Seeleiten am 25. November 1918 eintausend Mark für die Abhaltung eines Gedenkgottesdiensts für die Gefallenen der Gemeinde im 1. Weltkrieg.
3. Goldener Samstag:
Am 4. November 1919 stiftete die Gemeinde Nirnharting durch Bürgermeister Anton Lamminger einen Gedenkgottesdienst für die Gefallenen der Gemeinde Nirnharting, bei dem jeder Gefallene namentlich genannt wurde.
Auch heute findet noch jährlich eine Wallfahrt der Krieger- und Soldatenkameradschaft Waging als Dank und Friedenswallfahrt statt. Früher wurde diese Wallfahrt als Heimkehrerwallfahrt von den Veteranen des 1. und 2. Weltkriegs als Dank an die Mühlberger Muttergottes mit einer Maiandacht gefeiert. Heute beteiligen sich auch die Krieger- und Soldatenkameradschaften aus den umliegenden Orten. Diese Wallfahrt findet immer am 1. Sonntag im Mai statt.
Die Kirche wird auch gerne von einheimischen und auswärtigen Brautpaaren als Trauungskirche genutzt, um den Segen Gottes und Mariens für eine glückliche Ehe zu erbitten.
Ich hoffe, dass die Muttergottes vom Mühlberg am Jubeltag der Kirche ihren Schutzmantel ausbreitet und schönes Wetter gewährt, damit viele Menschen diesen Tag bei einem Feldgottesdienst mitfeiern können.
Rudolf Lapper
Anmerkung:
Während der Feierlichkeiten wurde festgestellt, dass die Weihe von Maria Mühlberg schon vor 252 Jahren war. Hans Roth, Vorsitzender des historischen Vereins Rupertiwinkel hat im Waginger Kirchenführer fälschlicherweise das Jahr 1757 angegeben.
Quellen: Pater Bernhard: Bausteine zu einem Heimatbuch der Gemeinde Gaden (unveröffentlicht)
Kirchenführer Waging am See von 1973 2. Auflage S. 14ff.
25/2007